×

«Mit einem blauen Auge davongekommen»

Martin Leutenegger ist Verwaltungsratspräsident der Glarnersach. An der Bilanz-Medienkonferenz vom Montag hat er Fragen zum Geschäftsjahr 2022 beantwortet. 

Daniel
Fischli
27.03.23 - 17:30 Uhr
Wirtschaft
Verwaltungsratspräsident der Glarnersach: Martin Leutenegger findet, dem Glarner Gebäudeversicherer gehe es sehr gut.
Verwaltungsratspräsident der Glarnersach: Martin Leutenegger findet, dem Glarner Gebäudeversicherer gehe es sehr gut.
Bild Sasi Subramaniam

Die Glarnersach führt fünf verschiedene Geschäftsbereiche. Wie geht es ihr unter dem Strich?

Martin Leutenegger: Man darf sagen, der Glarnersach geht es sehr gut. Sie hat in allen fünf Geschäftsbereichen genügend Eigenmittel. Auch wenn die Finanzmärkte im vergangenen Jahr auch für die Glarnersach nicht gut liefen.

Im Geschäftsbericht heisst es, das Geschäftsjahr 2022 sei herausfordernd gewesen. Weshalb?

Herausforderung waren sicher die Kapitalmärkte, die sich im vergangenen Jahr stark negativ ausgewirkt haben. Wir können aber sagen, dass wir mit einem Minus von 6,7 Prozent bei der Rendite im Vergleich zur Benchmark, die bei minus 11 Prozent liegt, noch mit einem blauen Auge davongekommen sind.

Nun ist die Kapitalanlage ja nicht das Kerngeschäft einer Versicherung. Ist es nicht bitter, wenn deswegen das Gesamtergebnis getrübt wird?

Bei einer Versicherung gehört die Kapitalanlage einfach dazu. Man sagt, die Kapitalanlage sei auch ein Prämienzahler. Die Versicherungsnehmer profitieren von den Erträgen aus den Kapitalanlagen. Um das Risiko zu reduzieren, haben wir die Schwankungsrückstellungen. Wir haben jetzt knapp die Hälfte davon gebraucht und wären also auch für das laufende Jahr gewappnet, ohne dass wir die Prämien anpassen müssten. Wenn wir dann wieder Kapitalerträge erwirtschaften, werden wir zuerst wieder die Schwankungsrückstellungen äufnen.

Bei den Versicherungen im Monopol weisen Sie einen Verlust von über 600 000 Franken aus. Wie ist das passiert?

Das liegt vor allem daran, dass wir keinen Beitrag aus dem Finanzergebnis hatten. Bei den Schadenfällen allein waren wir positiv unterwegs. Wegen der Bauteuerung mussten wir aber unsere Rückstellungen erhöhen, denn bei Schadenfällen werden die Summen höher.

«Ich kann nicht versprechen, dass die Prämien nicht noch einmal steigen, aber es ist nicht unsere Absicht.»

Martin Leutenegger, Verwaltungsratspräsident Glarnersach

Sie haben die Strategieperiode 2018 bis 2022 abgeschlossen. Wie zufrieden sind Sie damit?

Wir sind zufrieden damit, dass wir bei den Versicherungen im Monopol die Tarifstruktur vereinfachen und die Prämien um 30 Prozent senken konnten. Bei den Versicherungen im Wettbewerb konnten wir wachsen. Das Ziel waren 16 Prozent mehr Prämienvolumen innerhalb von vier Jahren, erreicht haben wir mehr als 19 Prozent.

Kommen diese 19 Prozent aus dem Kanton Glarus selber oder auch von ausserhalb?

Fast alles kommt aus dem Kanton Glarus. Das Prämienvolumen im Wettbewerb stammt zu weniger als 10 Prozent von ausserhalb.

Welches sind die Ziele für die nächste Periode?

Ein wesentliches Handlungsfeld ist, dass wir unser Sicherheitssystem ausbauen und bekannter machen wollen: Die Glarnersach ist die Spezialistin rund ums Haus. Weiter wollen wir eine Strategie im Bereich Naturgefahren erarbeiten. Und bei den Versicherungen im Wettbewerb wollen wir weiter ein massvolles Wachstum haben.

Worum geht es bei der Strategie Naturgefahren?

Wir wollen die Prävention verstärken. Das ist ein langfristiger Prozess, der Schäden mindern soll. Mehr kann ich dazu im Moment noch nicht sagen.

Wie entwickeln sich die Prämien?

Aufgrund der Bauteuerung waren die Rechnungen für die Versicherungen im Monopol für das laufende Jahr 10 Prozent höher als im vergangenen Jahr, weil bei einem Schaden eine höhere Versicherungssumme ausbezahlt wird. Wir wissen, dass die Rückversicherungsprämien steigen. Ich kann nicht versprechen, dass die Prämien nicht noch einmal steigen, aber es ist nicht unsere Absicht, weil wir immer noch gut finanziert sind. Auch die Prämien im Wettbewerb werden in der Tendenz steigen, aufgrund höherer Versicherungssummen und Rückversicherungsprämien.

Daniel Fischli arbeitet als Redaktor bei den «Glarner Nachrichten». Er hat Philosophie und deutsche Sprache und Literatur studiert.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR
prolitteris