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Spiel und Spass im Kurpark

Wimbledon. Ein Name, der sich nicht nur bei Tennis-Fans eingeprägt hat. Roger Federer feierte auf dem Rasen grosse Erfolge, und das Turnier gehört zu den wichtigsten der Welt. Lange bevor Tennis seinen Weg auf die berühmten Rasenplätze fand, war Wimbledon bereits Austragungsort eines weiteren beliebten Rasenspiels: Krocket, das auch in Davos gespielt wird.

Davoser
Zeitung
24.04.24 - 07:00 Uhr
Freizeitsport
Bei der blauen Frau treffen sich die Freunde des Krocket-Spiels in Davos.
Bei der blauen Frau treffen sich die Freunde des Krocket-Spiels in Davos.
zVg
Krocket ist eine Sportart, bei der es das Ziel ist, farbige Bälle mit hammerförmigen Schlägern, genannt Mallets, in vorgegebener Reihenfolge durch Tore, in der Regel U-förmig gebogene Drahtbügel, zu stossen. Es gibt ein Handicap-System zum Ausgleich unterschiedlicher Spielstärken. Männer und Frauen treten zusammen an.

Das Spiel hat auch in Davos eine Heimat gefunden. «Soweit ich weiss, wurde hier bereits um die Jahrhundert-Wende bis vor dem Krieg Krocket gespielt», weiss Sven Lange. Jeden Sonntag treffen sich Krocket-Begeisterte im Kurpark westlich der blauen Frau. Warum gerade hier? «Wir benötigen einen möglichst grossen, gut gemähten Rasen», weiss Lange. Den grossen Rasenplatz finden er und seine Mitspielerinnen und Mitspieler hier, obwohl sie auch selbst Hand anlegen müssen, beispielsweise beim Mähen der Spielfläche in der Grösse von 25 auf 32 Metern. «Dabei kommt unser Akku-­Rasenmäher zum Einsatz.»

Lange ist seit seiner Kindheit mit dem Krocket verbunden. «Ich wurde in England geboren und habe schon als Kind im Garten der Grossmutter gespielt.» Als er vor mehr als 20 Jahren in die Schweiz kam, landeten die Schläger vorübergehend im Keller. «Ein kleiner Schatz, denn die Metallbögen und Schläger stammen zum Teil aus dem Jahr 1894. Damit hat schon die Ur-Grossmutter gespielt.» Der Sohn eines Briten und einer Schweizerin hing am Spiel aus der Kindheit, und so war es nur eine Frage der Zeit, Krocket auch in Davos heimisch zu machen.

Briten und Franzosen, die dem Krocket leidenschaftlich verbunden sind, haben strenge Spielregeln, die sie sehr ernst nehmen. Es geht um die exakte, absolut zentimetergenaue Platzierung zwischen den einzelnen Metalltoren und Pflöcken, deren genaue Abstände, je nach Lage auf dem Spielfeld, auch noch variieren. «So genau nehmen wir es bei uns nicht», sagt Lange. «Wir haben nicht immer ein Massband dabei. Bei uns steht der Spass im Vordergrund.» Dies zeigte sich im letzten Jahr. «Da kam eine Chinesin vorbei, die ihre Mutter auf Besuch hatte. Da die Mutter, egal wohin sie reist, ihren ­Krocket-Schläger mit sich führt, hatte sie diesen auch beim Spaziergang durch den Kurpark dabei. Trotz der Sprachbarriere spielte die Dame spontan mit,» erzählt Lange.

Krocket ist im Kern eine taktische Auseinandersetzung. «Jeder Spieler versucht, seine Bälle so zu platzieren, dass er selbst punkten kann, während er die Pläne seines Gegners durchkreuzt. Am Ende eines Spielzugs versucht er sich in einer günstigen und seinen Gegner in einer ungünstigen Position abzulegen.» Krocket ist seiner Ansicht nach eine eigenständige, interessante und herausfordernde Sportart, die vereinfacht als eine Mischung von Snooker, Schach und Golf bezeichnet werden könnte.

«Taktik ist wichtig, im Vordergrund steht aber eine gute Schlagtechnik und das präzise Positionieren der Bälle», meint er. Geschlecht und körperliche Konstitution seien nicht von entscheidender Bedeutung, da es sich nicht um einen athletischen Sport handelt. «Allerdings ist mentale Ausdauer wichtig.» Als Ausgleich dazu gibt es an den Sonntagen nach dem Spiel im Kurpark, zu dem sich ab dem Mittag oft bis zu zehn Personen und mehr treffen, Feines vom Grill. «Gäste sind willkommen», sagt Lange noch. Ausrüstung müsse man nicht mitbringen. «Die haben wir, und es sind inzwischen neuere Bögen und Schläger als die der Grossmutter aus dem Jahr 1894.»

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