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«Wohnraum statt Luxustraum»

In der Nacht vom 17. Januar hängte ein lokales Kollektiv zwei Transparente an die ehemalige Thurgauer Schaffhauser Höhenklinik. «Wo Wo Wohnige?» und «Wohnraum statt Luxustraum» sind die prägnanten Botschaften.

Davoser
Zeitung
29.01.24 - 07:00 Uhr
Politik
Eine aktuelle Studie belege, dass die durch Mieten verursachte Umverteilung von «unten nach oben», also von der nicht besitzenden zur besitzenden Schicht, in der Schweiz mittlerweile mehr als zehn Milliarden Franken pro Jahr betrage, sagt das Kollektiv zu seiner Aktion.
Eine aktuelle Studie belege, dass die durch Mieten verursachte Umverteilung von «unten nach oben», also von der nicht besitzenden zur besitzenden Schicht, in der Schweiz mittlerweile mehr als zehn Milliarden Franken pro Jahr betrage, sagt das Kollektiv zu seiner Aktion.
zVg

Gefordert wird, dass die Gemeinde Verantwortung in der akuten Wohnungsnot übernimmt und dem Neubau von Ferienwohnungen und Luxus­appartements ein Ende setzt.

Die Lage der Wohnungsnot in Davos spitzt sich zu. Der Wohnungsmarkt ist komplett ausgetrocknet. Die Mietpreise der Wohnungen in Davos sind vergleichbar mit Preisen der Stadt Zürich. Dabei gäbe es genügend Wohnungen in Davos. Wer in der Nebensaison durch Davos spaziert, bemerkt sofort die vielen Wohnungen mit heruntergelassenen Storen. Dabei handelt es sich grösstenteils um Zweitwohnungen oder Wohnungen, welche das ganze Jahr für die Zeit während des WEF leer gehortet werden.

Ein exemplarisches Beispiel für die Zuspitzung der Situation ist die ehemalige Thurgauer Schaffhauser Höhenklinik. Die neue Besitzerin Lika AG mit Sitz in Zug plant an diesem Standort ein weiteres Luxushotel sowie Zweitwohnungen für Davos, aber keinen bezahlbaren Wohnraum. Dabei haben jetzt schon ­viele touristische Betriebe Mühe, für ihre Angestellten passende Unterkünfte zu finden. Die ehemalige Klinik und das ­dazugehörige Ärztehaus boten über 50 Personen – tätig im Gesundheitsbereich, dem Tourismus oder der lokalen Baubranche – erschwinglichen Wohnraum. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur (touristischen) Wertschöpfung in Davos. Seit letztem Frühjahr steht die Klinik nun leer. Beim geplanten Hotel kommt hinzu, dass fraglich ist, wann die Pläne tatsächlich realisiert werden. Die Firma «Neue Haus AG» ist übrigens im Engadin (Celerina) bereits für das Verdrängen von ­bezahlbarem Wohnraum bekannt.

Es ist dringend nötig, dass die Gemeinde Davos Verantwortung übernimmt. Davos braucht kein weiteres Hotel – Davos braucht Wohnraum, und zwar erschwinglichen Wohnraum. Nur so kann Davos nachhaltig wirtschaften und eine Bevölkerung erhalten, welche Arbeitsplätze besetzen kann und den Ort zu einer ­sozialen Gemeinde belebt. Ohne ebendiesen Wohnraum droht eine Abwärtsspirale. Junge Familien und ausgebildete Fachkräfte ziehen weg, das wirtschaft­liche und kulturelle Angebot für die lokale Bevölkerung schrumpft, und Davos wird zu einer unattraktiven Tourismus-Geisterstadt, in welcher niemand mehr wirklich leben kann. Die Gemeinde ­Davos müsste sich spätestens zum jetzigen Zeitpunkt überlegen, in welche Richtung sie gehen möchte. Eine je nach Jahreszeit ausgestorbene Bergsiedlung – oder eine ganzjährig belebte, vielfältige und somit einzigartige Gemeinde in den Bergen – Zweiteres geht nicht ohne bezahlbaren Wohnraum.

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