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Solarexpress gestoppt, jetzt droht das Sparen

Das Stimmvolk von Ilanz/Glion hat am Sonntag entschieden: Aus den Axpo-Plänen für alpine Solaranlagen auf den Alpen Schnaus und Rueun wird nichts.

Jano Felice
Pajarola
26.11.23 - 12:10 Uhr
Politik
Wird nicht Realität: So hätte gemäss einer Visualisierung von Axpo das Solarkraftwerk Camplauns auf der Alp da Schnaus ausgesehen. 
Wird nicht Realität: So hätte gemäss einer Visualisierung von Axpo das Solarkraftwerk Camplauns auf der Alp da Schnaus ausgesehen. 
Pressebild

Sowohl auf der Alp da Schnaus als auch auf der Alp da Rueun wird es zumindest im Rahmen des Solarexpresses keine Sonnenkraftwerke geben. Das Stimmvolk der Gemeinde Ilanz/Glion wollte am Sonntag an der Urne weder für die Ovra Solara Camplauns noch für die doppelt so grosse Ovra Solara Rueun die nötigen Sondernutzungsrechte erteilen. Erstere wurde mit 1021:606 Stimmen verworfen, Letztere mit 1028:602 Stimmen, und das bei einer Stimmbeteiligung von 47 Prozent, wie aus dem kommunalen Protokoll des Urnengangs hervorgeht. Die beiden von Axpo vorangetriebenen Projekte für alpine Freiflächen-Solaranlagen haben damit bereits in einem ersten Grundsatzentscheid Schiffbruch erlitten. Im Gemeindeparlament waren sie Ende ­Oktober noch mit klarem Mehr positiv zuhanden der Urnenabstimmung verabschiedet worden.

Breit abgestützter Widerstand

In dieser deutlichen Art habe er die Entscheidungen nicht erwartet, meinte am Sonntag Marcus Beer, Gemeindepräsident von Ilanz/Glion. «Aber ­offensichtlich haben wir unterschätzt, wie viele sich für das Landschaftsbild einsetzen.» Und ebenso klar komme der Widerstand nicht nur aus den direkt betroffenen Fraktionen Rueun und Ruschein, vielmehr sei er über die ganze Gemeinde breit abgestützt, das zeige sich an der Menge der Nein-Stimmen.

Die beiden Solarexpress-Vorhaben hatten im Vorfeld des Urnengangs für erhebliche Kritik gesorgt, die sich unter anderem in negativen Voten an einem Informationsabend der Gemeinde und in Leserbriefen gezeigt hatte. Auch die beiden Umweltorganisationen Pro Natura Graubünden und Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hatten sich in einem Flyer an alle Haushaltungen ablehnend zu Wort gemeldet (Ausgabe vom Mittwoch).

Ergebnisse «unmissverständlich»

War das Fuder mit zwei Grossprojekten vielleicht überladen? Hätte der Verzicht beispielsweise auf das grössere Vorhaben in Rueun die Chancen erhöht, wenigstens die Ovra Solara Camplauns realisieren zu können? Beer verneint: Die Vorlagen seien gleich hoch abgelehnt worden, es habe also einen «Block» gegen beide Solarkraftwerke gegeben. «Sonst wären die Ergebnisse unterschiedlicher ausgefallen.» Man habe Schnaus und Rueun zudem bewusst getrennt vors Volk gebracht, um separate Beschlüsse zu ermöglichen. Doch leider zeige sich nun im Resultat ein gewisser «Radikalismus». Die Entscheide jedenfalls seien überdeutlich und unmissverständlich.

Keine Optionen auf Ertragsseite

Klar ist nun auch: Für die Ilanzer Gemeindekasse wird es in den kommenden Jahren und Jahrzehnten keinen finanziellen Zufluss aus den Solarkraftwerken von Axpo geben; immerhin fast 500 000 Franken jährlich wären es gewesen. Und andere Vorhaben im Rahmen des Solarexpresses sind gemäss Beer nicht mehr in Sicht. Kommt es nun angesichts der angespannten Finanzlage der Gemeinde zu einer Steuererhöhung? Tatsächlich sei schon an der nächsten Parlamentssitzung eine Heraufsetzung der Liegenschaftssteuer von 1 auf 1,5 Promille traktandiert, allerdings werde diese Vorlage wohl kaum durchkommen, vermutet Beer. Und da seiner Ansicht nach auf der Ertragsseite in Ilanz/Glion nach dem Solaranlagen-Nein nichts mehr herauszuholen sei, «werden wir wohl massiv sparen müssen, und zwar bei den laufenden Kosten».

Rund 84 Fussballfelder gross

Die Ovra Solara Camplauns und die Ovra Solara Rueun hätten gemeinsam eine Jahresproduktion von rund 66 Gigawattstunden Strom aufgewiesen, damit hätten sich laut den Berechnungen von Axpo mehr als 14 000 Haushaltungen mit Energie versorgen lassen. Der Winterstromanteil hätte rund 40 Prozent betragen. Die Solartische hätten eine Gesamtfläche von etwa 60 Hektaren eingenommen, das hätte rund 84 Fussballfeldern entsprochen.

Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist.

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Na, halt immer die Fundis von Pro Natura Graubünden und Stiftung Landschaftsschutz Schweiz die gegen den Fortschritt sind. Ob die und ihre 1000 Unterstützer in Illanz/Gilon lieber bei Öllampen und Kerzenlicht im Wohnzimmer sitzen .
Die Neinsager hoffen sicher darauf, dass sie aus dem Kantonskässeli 500‘000 mehr Finanzunterstützeng erhalten, denn sparen, und Abstriche an Gemeindeleistungen wollen die 1000 Neinsager ja nicht

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