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Wolfgang soll keine Drehscheibe werden

Mit dem Generationenprojekt im Dorf sollen bekanntlich ÖV, Parkierung und Parsennbahn näher zusammenrücken. Doch wäre es nicht sinnvoll, eine solche «Drehscheibe» auf dem Wolfgang zu erstellen, da wohl ohnehin eine neue Bergbahn Richtung Parsenn gebaut wird?

Andri
Dürst
07.01.24 - 07:00 Uhr
Politik
Auch wenn hier dereinst eine Seilbahn Richtung Parsenn gebaut werden soll: Eine Verkehrsdrehscheibe mit Parkhaus soll der Wolfgang nicht werden.
Auch wenn hier dereinst eine Seilbahn Richtung Parsenn gebaut werden soll: Eine Verkehrsdrehscheibe mit Parkhaus soll der Wolfgang nicht werden.
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Unter dem Titel «Zubringer Parsenn inklusive Parkhaus am Wolfgang» reichte Landrat Scott Rüesch namens der SVP-Fraktion im September eine Kleine Anfrage ein. Kürzlich wurde nun die Antwort des Kleinen Landrates (KL) dazu publiziert.

Wolfgang-Zubringer würde das Dorf entlasten

Seit diesem Winter kann die Talabfahrt «Besenbinder» von der Parsenn bis zum Wolfgang technisch beschneit werden. Um diese Piste besser auslasten zu können, planen die Davos Klosters Bergbahnen (DKB) eine neue Beschäftigungsanlage, die die Wintersportler vom Wolfgang zurück ins Parsenngebiet transportiert. Dieses Projekt könnte nun aus Sicht der Davoser SVP in abgeänderter Form ganz neue Möglichkeiten für Davos schaffen. In der Kleinen Anfrage heisst es dazu: «Man stelle sich vor, am Wolfgang entsteht ein grosses Parkhaus mit einer Bahn, welche die Gäste direkt ins Gebiet Parsenn befördert. Somit entfällt der Tagestourismusverkehr, welcher bei der Parsennbahn anfällt. Ebenfalls kann man dieses auch erweitern und den Gästen anbieten, dass sie ihr Auto im Wolfgang stehen lassen können und mit dem ÖV (idealerweise weiterhin mit der RhB) oder per Hotelbus ins Zentrum gelangen.» Als Vorteile sieht die SVP unter anderem weniger Tagesverkehr im Bereich Davos Dorf sowie eine Entlastung der Bahnübergänge Flüelakreuzung und Mühlestrasse. Vorstossunterzeichner Rüesch wollte vom KL wissen, ob ein solches Vorhaben realisierbar sei und ob die DKB an einem Gemeinschaftsprojekt mit der Gemeinde interessiert seien.

Der KL schreibt in seiner Antwort, dass er Kenntnis von der Angebotsverbesserung durch die geplante Beschäftigungsbahn zwischen Wolfgang und Meierhoftäli habe und diese explizit begrüsse. Zudem hält er fest, dass «Gemeinde und DKB bestrebt sind, regelmässig im Austausch über geplante Projekte zu stehen, um zukunftsbezogene Ideen abzugleichen und mögliche Synergien auszuloten.»

Zubringerbahnen gehören in den Ort

Von einer Seilbahn mit Zubringerfunktion sowie einer Parkierung auf dem Wolfgang möchten aber weder der KL noch die DKB etwas wissen. Die Gemeindeexekutive argumentiert so: «Der KL verfolgt die Strategie der Anknüpfung der Bergbahnen an die Siedlung und die Bahnhöfe Dorf, Platz und Rinerhorn, so wie diese auch im Kommunalen räumlichen Leitbild verankert ist. Diese Strategie folgt der Überzeugung, dass die Zubringerbahnen in den Ort gehören.» Er verweist damit auf das Generationenprojekt im Dorf, das im Sinne der Strategie diverse Verbesserungen mit sich bringe. Weiter schreibt der KL: «Eine allfällige Parkierungsanlage am Wolfgang hingegen wäre wegen der fehlenden Erreichbarkeit für verschiedene Verkehrsteilnehmende wohl nur über wenige Wochen stark genutzt […]. Wegen der grossen Distanz und nur einer Buslinie zum Zentrum von Davos ist der Wolfgang zudem nicht als ‹Park-and-Ride›-Parkplatz geeignet. Eine Auffangparkierung am Wolfgang ist demnach nicht sinnvoll und entspricht nicht dem ganzheitlichen Ansatz des KL.» Zudem sei es weder Ziel noch Absicht der DKB, die neue Bahn im Wolfgang als Zubringer auszugestalten. Nach Angabe des Unternehmens würde allein die Dimensionierung der bahntechnischen Erschliessung von der Passhöhe bis zur Talstation der bestehenden Sesselbahn Meierhoftäli rund 20 Millionen Franken mehr kosten als eine Beschäftigungsbahn. «Dazu kämen weitere Infrastrukturanlagen und eine gross angelegte Parkierungsanlage, für welche keine Grobkostenschätzung vorliegt. Sollte die Dimensionierung aber in ähnlichem Umfang wie im Bereich des Bahnhofs Davos Dorf erfolgen, für die der Platz allerdings nicht ansatzweise vorhanden sein dürfte, wäre mit weiteren Kosten von rund 20 bis 30 Millionen Franken allein für die Parkierung zu rechnen. Entsprechende Mittel können weder Gemeinde noch DKB aufbringen, zumal der Nutzen wie gezeigt im Vergleich zur Verbesserung im Bereich Davos Dorf nicht ansatzweise gleich hoch wäre.»

Ein Plan B fürs Generationenprojekt?

Die Antwort des KL sei für ihn ok, meint Rüesch gegenüber der DZ, jedoch habe er eine ganz andere Meinung zu diesem Thema. Der KL lenke immer aufs Generationenprojekt ab, führt er an und bemängelt einen zweiten Punkt: «Der Autofahrer muss vor Davos abgeholt werden, wenn wir weniger Verkehr wollen.» Zudem bleibt für ihn noch eine Anschlussfrage offen: «Was passiert, wenn das Generationenprojekt abgelehnt wird?» Aus seiner Sicht bestehe derzeit kein Plan B. Der SVP-Landrat befürchtet zudem, dass aufgrund des Halbstundentakts der RhB und den alle 15 Minuten geschlossenen Bahnübergängen der Stau noch grösser werde. «Ebenfalls haben wir über Weihnachten/Neujahr gesehen, dass die Autos nicht weniger werden. Besser also, verbessern wir die Parkmöglichkeiten und fangen nicht an, sie zu kürzen.» Es bringe nichts, das Auto in Davos zu verbieten und zu reduzieren. «Dies ändern nicht wir, sondern dies muss der Gast von zu Hause aus ändern.»

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