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In der Welt der grossen Räder und Rollen

Ob sie schwindelfrei seien und Technikfreaks, wurden Jugendliche auf der Webseite «Alpine Tech Heroes» gefragt. Hierher geführt hatte sie eine Kampagne von Seilbahnen Schweiz auf den Sozialen Medien. Beworben wurde damit der Beruf als Seilbahnmechatroniker.

Barbara
Gassler
26.03.24 - 07:00 Uhr
Menschen & Schicksale
Sechs Jungen, auf die die oben beschriebenen Anforderungen zutreffen, hatten sich am Montag auf Parsenn eingefunden. Sie sollten an diesem Tag – er fand über die ganze Schweiz verteilt bei verschiedenen Bergbahnen statt – einen ersten Eindruck vom Beruf erhalten und waren beeindruckt. Einhellig beschrieben sie den Einblick in Technik, die man sonst nicht zu sehen bekomme, als Höhepunkt des Tages. Unter die Fittiche genommen hatte sie Daniel Jenny, stellvertretender technischer Leiter auf Parsenn. Er führte sie durch Maschinen- und Kontrollräume und zeigte ihnen, wie es funktioniert. «Das Ab- und Ankoppeln der Sessel beim Rapid zu sehen, war toll», berichtet der Davoser Colin (15) anschliessend. Auch der 14-jährige Ryan aus Pfungen war davon am meisten beeindruckt. Dahin wo die grossen Räder und Rollen sich drehen, stieg auch Jan (13) aus Zürich am liebsten. Die Einheimischen Jonas (15), Lyon (13) und Nando (13) fanden wiederum am meisten Gefallen am Pistenbully. «Wir durften die Schaufel heben und senken», berichten sie begeistert. «Hätte ich sie auch noch losfahren lassen, wären wir jetzt noch nicht wieder hier», stellt Jenny am Nachmittag beim Abschlussgespräch lachend fest.

Wider den Fachkräftemangel

Jenny ist, wie die meisten heute am Berg Tätigen, ein Quereinsteiger aus einem verwandten Beruf. Denn den Lehrberuf Seilbahnmechatroniker gibt es erst seit rund zwanzig Jahren. «Es ist der sich abzeichnende Fachkräftemangel, der Seilbahnen Schweiz zu dieser Aktion veranlasste, und auch wir müssen uns in naher Zukunft mit dem Ausscheiden zahlreicher langjähriger Mitarbeitender beschäftigen», erklärt Sereina Michel, HR Bergbahnen Davos Klosters, die Teilnahme an der Aktion. Inzwischen wurden auch mehr Ausbildungsplätze geschaffen. Absolvierte bis 2013 nur jeweils ein Seilbahnmechatroniker die vierjährige Ausbildung mit Abschluss Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis, befinden sich heute drei solche Nachwuchskräfte im Betrieb. Ein Vierter ist auf dem zweijährigen Weg zum eidgenössischen Berufs­attest. «Sie werden auf Parsenn und dem Jakobshorn ausgebildet, ein weiterer Ausbildungsplatz soll demnächst auf dem Rinerhorn angeboten werden», sagt ­Michel. Ob dort die Ausbildung bereits im August 2025 oder wie auf den beiden anderen Bergen erst 2026 starten soll, vermag sie noch nicht zu sagen. Die Ausbildung sei sehr breit gefächert und ­beinhalte die Bereiche Seilbahn, Beschneiung, Kassenwesen oder auch EDV, berichtet wiederum Jenny. «Wir schauen, dass unsere Auszubildenden auch im Rettungsdienst arbeiten und jedes Jahr an mindestens einer Rettungsübung mitmachen.» Ebenso würden sie zum Beispiel Betriebselektriker begleiten und bekämen so einen Einblick in diesen Fachbereich. Doch offenbar ist der vielseitige Beruf noch wenig bekannt. «Wir erhalten kaum Anfragen für Schnupperlehren.»

Wiederkommen und hautnah erleben

Dies könnte sich jetzt ändern. Festlegen wollte sich zwar niemand, doch grosses Interesse ist bei allen Teilnehmern des Kennenlerntags vorhanden. Das ist auch richtig so. «Bevor sie sich definitiv für den Beruf entscheiden, sollten sie noch einmal für einige Tage zu uns kommen», findet Jenny. Nur so könnten sie feststellen, was es etwa bedeute, auch bei Wind und Wetter draussen in den Einsatz zu müssen. «Beide Seiten können so feststellen, ob es auf persönlicher Ebene und im Team überhaupt klappen kann.»

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