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Märchenhafter Sommer: Fünf Mythen und Sagen zur warmen Jahreszeit

Um den Sommer ranken sich einige Märchen, Mythen und Sagen. Wir stellen euch fünf kurze Geschichten vor, die sich für gemütliche Lese- und Erzählstunden mit der Familie eignen.

Anna
Panier
19.07.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Verzaubert: Rund um den Sommer gibt es einige Mythen, Sagen und Märchen, die zum Staunen einladen.
Verzaubert: Rund um den Sommer gibt es einige Mythen, Sagen und Märchen, die zum Staunen einladen.
Symbolbild Freepik

Der Sommer ist eine Zeit voller Magie und Abenteuer. Es ist die Jahreszeit, in der die Tage lang sind und die Sonne am hellsten scheint – ein perfektes Setting also, um Wundersames zu entdecken und einen märchenhaften Sommer zu erleben. 

Passend dazu gibt es einige faszinierende Geschichten, Sagen, Mythen und alte Legenden. Wir haben uns auf die Suche gemacht und stellen euch eine Auswahl an alten Göttergeschichten, Heldensagen und volkstümlichen Märchen vor, die mit der Sonne und dem Sommer zu tun haben. 

Seid ihr bereit, eure Fantasie zu wecken? Dann starten wir unsere Reise durch verschiedene Kulturen und Zeitalter:

#1 Die gestohlene Sonne (Legende aus Litauen)

Einst lebten alle Menschen in der Dunkelheit. Tageslicht war für sie fremd, denn die Sohne gab es nicht. Ein Schmied namens Teliavelis schmiedete sechs Jahre lang aus blankem Eisen mit einem riesigen Hammer die Sonne. Er steckte sie in Flammen und warf sie hoch in den Himmel, damit alle Menschen den Sonnenschein sehen konnten. Die Menschen waren glücklich und lebten unter den warmen Sonnenstrahlen. Böse Mächte beneideten die Menschen um die Sonne und planten, die Sonne zu stehlen.

Eines Tages wagten es die bösen Mächte. Sie stahlen die Sonne, legten sie in Eisenketten und versteckten sie in einem steinernen Turm. Der Schmied Teliavelis bemerkte den Diebstahl und erkannte, dass überall wieder Dunkelheit herrschte. Teliavelis suchte nach der gestohlenen Sonne und fand sie schliesslich, durch einen schwachen Sonnenstrahl, der durch die dicke Steinmauer schien. Er holte seinen Hammer und zertrümmerte den Turm. Seither scheint die Sonne wieder für alle Menschen, im Sommer und in jeder anderen Jahreszeit.

Symbolbild Freepik

#2 Sonne, Mond und Hahn (Mythe aus Madagaskar)

Vor langer Zeit lebten die drei Götterkinder, Sonne, Mond und Hahn, zusammen im Himmel. Die Sonne und der Hahn waren sehr verbunden miteinander und hatten niemals Probleme. Jedoch konnte der Mond den Hahn nicht ertragen und neckte und quälte ihn ständig. Als die Sonne eines Tages auf dem Weg zur Erde war, nutzte der Mond die Situation aus und liess sich vom Hahn bedienen. Obwohl der Hahn sich dabei viel Mühe gab, nörgelte der Mond ständig herum. Schliesslich, voller Wut, packte der Mond den Hahn, zerzauste alle Federn und warf ihn vom Himmel auf die Erde hinunter.

Als die Sonne heimkam, war sie verärgert über das, was passiert war. Da sie das älteste Gotteskind war, lag es an ihr, den Frieden wieder herzustellen. Sie zögerte lange, bevor sie den Mond zu sich rief und erklärte, dass sie zu dritt nicht mehr zusammenleben könnten. «Wenn ich unterwegs bin, um die Erde zu erleuchten, und euch allein beisammen wüsste, hätte ich keine ruhige Minute mehr», sagte die Sonne. Sie erklärte dem Mond, dass er künftig alleine in der Nacht seinen Weg gehen müsse, während sie zusammen mit dem Hahn am Tage unterwegs sei. 

Und es geschah genau so, wie die Sonne es gesagt hatte. Seitdem weckt der kleine Hahn – ihr könnt es heute noch hören – die grosse Sonne mit seinem hellen Kikeriki jeden Morgen auf und sie verbringen den Tag zusammen. Der Hahn lebt unten auf der Erde, während die Sonne oben am Himmel steht. Und erst am Abend, wenn die Sonne sich verabschiedet und der Hahn in seinen Stall geht, steigt der Mond am Horizont auf und beginnt alleine über das Reich der Nacht und der Sterne zu herrschen.

Symbolbild Freepik

#3 Das Lied der Sonnenblume (Rumänisches Märchen)

Es war einmal ein lebhaftes, kleines Mädchen namens Luna, das in einem sonnenverwöhnten Dorf lebte. An einem schönen Sommertag fand sie ein Samenkorn und pflanzte es in ihrem Garten. Luna pflegte die immer mehr wachsende Pflanze liebevoll. Unter den warmen Strahlen der Sommersonne wuchs schliesslich eine prächtige Sonnenblume aus dem Samen. Sie war gross und hell und versetzte das ganze Dorf in Erstaunen.

Doch die Sonnenblume war nicht etwa irgendeine eine Blume. Jeden Abend, wenn die Sonne am Horizont unterging, begann die Sonnenblume ein Lied zu singen. Luna lauschte dem magischen Gesang Abend für Abend und sang fröhlich mit. Es war stets dasselbe Lied mit dem Namen «Sol». Der Text handelte von Freude und Dankbarkeit.

Als die Sonnenblume am Ende des Sommers zu welken begann und der erste Hauch des Herbstes durch das Dorf wehte, öffnete die Blume vor Luna ihre letzte Blüte und enthüllte Hunderte von Samenkörnern. Luna verstand und sammelte die Samen, um sie im nächsten Sommer wieder zu pflanzen. So wurde das Lied der Sonnenblume Teil der Dorftradition und ein Zeichen der Freude und des Neubeginns, das jeden Sommer mit dem leuchtenden Aufstieg der Sonne wiederkehrte.

Symbolbild Freepik

#4 Der magische Sommerstein (Griechische Sage)

In den fernen Zeiten, als Götter und Menschen noch miteinander sprachen, lebte in den Tiefen des Meeres eine Meerjungfrau namens Sirena. Sirena war für die Jahreszeiten verantwortlich, und ihre liebste war der Sommer. Sie mochte die Wärme und den Sonnenschein. Sirenas Gegenspieler war Boreas, der grimmige Gott des Winters. Er war eifersüchtig auf Sirenas Wärme und ihre liebliche Ausstrahlung. Eines Tages entführte Boreas die Meerjungfrau Sirena, weil er ihre Wärme begehrte. Daraufhin verschwand der Sommer. Die Tage wurden kurz und die Nächte lang und eisig.

Ein tapferer junger Fischer, Leandro, bemerkte das Leid der Menschen an Land und beschloss, Sirena zu retten. Er segelte tagelang durch die eisige Kälte, kämpfte gegen stürmische Wellen und frostige Winde, bis er schliesslich das eisige Reich des Boreas erreichte. Mit Mut und List gelang es Leandro, in Boreas eisigen Palast einzudringen und Sirena zu befreien. Die Sommergöttin war sehr dankbar und rief die Sonne zurück. Der Sommer war wieder da, die Menschen an Land freuten sich über die Sonnenstrahlen und das Leid endete sogleich. Aus Dankbarkeit für seine Heldentat schenkte Sirena Leandro einen magischen Sommerstein, der seinem Träger ewigen Sonnenschein versprach. Seitdem, so heisst es, bricht in Leandros Dorf niemals der Winter aus.

#5 Wie der Sonnenelf Solice den Sommer brachte (Mythe aus Dänemark)

In der Welt der alten nordischen Mythologie gab es einmal einen fröhlichen Elf namens Solstice. Er besass das seltene und wunderbare Geschenk, den Sommer zu beherrschen. Er konnte Sonnenlicht und Wärme hervorrufen und die herrlichen Sommertage hervorbringen. Freyr, der Gott des Sonnenscheins und der Sommerfrüchte, betraute Solstice mit der Aufgabe, die Sommerzeit über die Erde zu bringen. Der kleine Elf war stolz auf diese Aufgabe und jedes Jahr, wenn der Winter seine kalte und dunkle Herrschaft über die Welt ausdehnte, beschwor Solstice seine Magie und brachte den Sommer zurück.

Solstice war aber nicht immer stark. Mit jedem herannahenden Winter wurde er schwächer und fiel in einen tiefen Schlaf, aus dem er erst erwachte, wenn der Sommer wiederkehrte. Dann aber, wenn der erste Hauch des Sommers in der Luft lag, kam seine Kraft, die er in seinem Herzen bewahrte, wieder zum Vorschein. Solstice verbreitete die Freuden des Sommers über die Welt und jedes Mal, wenn der Sommer begann und die Tage länger und heller wurden, erinnerten sich die Menschen an den kleinen Solstice.

Symbolbild Freepik

Kennt ihr noch weitere Sagen und Mythen rund um den Sommer? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur.

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