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Lausanner Plateforme 10 stellt Züge in den Kontext der Kunst

Mit «Train Zug Treno Tren» stellt das neu eröffnete Lausanner Kunstquartier Plateforme 10 Züge und Eisenbahnen in den Fokus. Die drei Museen MCBA, mudac und Photo Elysée werfen je unterschiedliche Blicke auf das Thema.

Agentur
sda
15.06.22 - 17:03 Uhr
Kultur
Unter dem Titel "Train Zug Treno Tren" eröffnen am Wochenende drei Ausstellungen (im Bild "Freie Bahn" im Photo Elysée) im neuen Lausanner Kunstquartier Plateforme 10.
Unter dem Titel "Train Zug Treno Tren" eröffnen am Wochenende drei Ausstellungen (im Bild "Freie Bahn" im Photo Elysée) im neuen Lausanner Kunstquartier Plateforme 10.
Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

«Es ist ein total helvetisches Thema, eines der nationalen Einheit», sagte Patrick Gyger, Generaldirektor der Plateforme 10, als er den Medien am Dienstag die drei Eröffnungsausstellungen vorstellte. Die drei Museen ordnen die Eisenbahn in der Geschichte des künstlerischen Schaffens seit der industriellen Revolution ein. Was eine neue Sicht auf die Thematik ermöglicht.

An der Schnittstelle von Malerei, Fotografie und Design, aber auch von Film und Literatur, werden der Zug und die Welt der Eisenbahn sowohl im Stillstand als auch in voller Bewegung dargestellt, durch Bahnhöfe, Landschaften, Reisen, Begegnungen, Träume und Geschichten. In mehr als 200 Fotografien, 100 Gemälden, 100 Designobjekten, Videos und Installationen wird das Publikum erkennen, wie der Zug die Vorstellungskraft der Künstlerinnen und Künstler beflügelt.

Von Chirico bis Hopper

Im Musée cantonal des Beaux-Arts (MCBA) führt die Ausstellung «Voyages imaginaires» die Besuchenden ohne Umwege in die Vorstellungswelt der Künstler. Sie vereint mehr als 60 Meisterwerke von Giorgio de Chirico bis Edward Hopper, von Paul Delvaux bis Leonor Fini. Die Moderne der Eisenbahn wird in den Arbeiten sowohl gepriesen als auch kritisiert.

In den Gemälden erinnert der Zug sowohl an Geschwindigkeit als auch an dunkle Fantasien, Geheimnisse, nächtliche Atmosphären, Träume, Illusionen, Langeweile, Einsamkeit, Traurigkeit oder philosophische Fragestellungen. Er offenbart sogar sein erotisches und poetisches Potenzial. Hier haben Züge nicht immer einen Fahrplan, Passagiere oder ein Ziel.

Objekte und ein Bahnhofsroman

Mit «Begegnungen am Bahnhof» verdoppelt das Musée cantonal de design et d’arts (mudac) sein auf den Bahnhof ausgerichtetes Thema mit der Idee der menschlichen Begegnung und dem Bahnhofsroman. In seinem neuen Raum stellt es auf originelle und unterhaltsame Weise das Individuum in den Mittelpunkt. Die Ausstellung ist gespickt mit Objekten aus dem Bereich des Designs aber auch der zeitgenössischen Kunst, der Werbung, der Kinoplakate, der Gesellschaftsspiele oder auch der Musikclips.

Zwischen Realitäten und Fiktionen stehen die Objektsammlungen und Archivdokumente der SBB neben Werken von Christian Boltanski, Salvador Dali, Sophie Calle oder Marina Abramović.

Um die Materialität der Objekte mit einer fiktionalen Komponente in Dialog zu bringen, wird die Schau von einem zeitgenössischen Bahnhofsroman begleitet. Das Buch «Terre-des-Fins» wurde von den drei Westschweizer Autoren Bruno Pellegrino, Aude Seigne und Daniel Vuataz verfasst und im Verlag Zoé veröffentlicht. Ausstellung und Roman sind eng miteinander verbunden, da das eine in gewisser Weise die Kulisse, die Landschaft, für das andere bildet.

Sozialer Knotenpunkt

Die Ausstellung «Freie Bahn» im Photo Elysée bietet an mehreren Stationen neue Ansätze zu mehr als 150 Jahren Eisenbahngeschichte: von den ersten Erfahrungen mit dem Zug im 19. Jahrhundert bis zu den heutigen Nutzungen, der Expansion der Eisenbahn, dem Aufkommen des Kinos und den Experimenten der künstlerischen und literarischen Avantgarden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Sie analysiert auch die komplexen sozialen Beziehungen, die in Bahnhöfen, Zügen und Waggons herrschen, verfolgt die Kämpfe und Auseinandersetzungen derjenigen, die sich für die Eisenbahn einsetzen, und enthüllt neue Sichtweisen.

Die Ausstellung stellt die Fotografie (Ella Maillart, Sabine Weiss, René Burri, Henri Cartier-Bresson, Martine Franck, Jean Mohr, Bernard Plossu), das Kino (die Brüder Lumière, Georges Méliès, Charlie Chaplin), die Malerei und die Zeichnung (Gustave Caillebotte, Paul Klee, Aloïse Corbaz, Pablo Picasso, Andy Warhol) sowie die Literatur (Blaise Cendrars) in einen Dialog miteinander.

Alle drei Ausstellung beginnen am 18. Juni und dauern bis am 25. September.

www.plateforme10.ch

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