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Davoser Institut forscht in Grönland

Zwei Biologen des WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos brechen heute Dienstag nach Grönland auf, um dort historischen Vorbildern zu folgen.

Südostschweiz
25.07.23 - 04:30 Uhr
Klima & Natur
Blick von der Clavering-Insel Richtung Festland.
Blick von der Clavering-Insel Richtung Festland.
Pressebild

Bereits in den Jahren 1931 und 1932 hatte der dänische Botaniker Paul Gelting auf der Clavering-Insel, einer Insel vor der Küste Nordost-Grönlands, eine Bestandsaufnahme der Pflanzen zwischen Meereshöhe und 1200 Höhenmetern gemacht, wie das SLF in einer Medienmitteilung schreibt. Dabei erfasste er alle 100 Höhenmeter jeweils sämtliche dort vorhandenen Arten. Im Jahr 2001 wiederholte der Schweizer Biologe Fritz Hans Schwarzenbach die Expedition. Die exakten Beobachtungsstellen, Wege und Pflanzenbestände sind laut Rixen gut dokumentiert. «Wir wollen exakt die Methoden unserer Vorgänger kopieren.»

Auf gleichen Wegen

Von ihrer Arbeit erhoffen sich die Forscher Erkenntnisse über die Folgen des Klimawandels auf die Vegetation. Schwarzenbach hatte bereits 2001 festgestellt, dass sich innerhalb von 70 Jahren zahlreiche Pflanzen in die Höhe ausgebreitet hatten. «Wir erwarten, dass wir diese Aufwärtsbewegung bestätigen und spezifizieren können», erläutert Rixen.

Aber die SLF-Wissenschafter gehen noch weiter. Sie wollen nicht nur he­rausfinden, ob sich die Zahl und der Mix der Pflanzen verändert hat. Ein zweiter Aspekt ist, ob und falls ja wie sich dieser Prozess in den vergangenen zwei Jahrzehnten beschleunigt hat. «Darüber hinaus rechnen wir damit, dass wir zwischen Gewinnern und Verlierern unterscheiden können, also Pflanzen, die auf den Klimawandel reagieren können, indem sie sich in die Höhe ausbreiten, und solchen, die das nicht können und deren Existenz daher stärker gefährdet ist», erklärt Rixen in der Mitteilung. Da sich die zwei Forscher an die wahrscheinlich kältesten Orte mit Gefässpflanzen begeben, sehen sie zudem eine Chance, die Grenzen solcher Pflanzen zu erkunden.

Notizbuch als Vorlage

Zu Gute kommt ihnen, dass Schwarzenbach bei seinem Grönlandbesuch 2001 die Stellen genau dokumentiert hat, an denen er die Bestände aufgenommen hat. Er hatte dabei Geltings Notizen aus den Dreissigerjahren des vergangenen Jahrhunderts als Vorlage genommen. «Wir werden genau die gleichen Orte aufsuchen und die gleichen Wege gehen, um möglichst genau vergleichen zu können», sagt Rixen. Rund 130 Pflanzenarten werden sie wahrscheinlich vorfinden und deren Verteilung untersuchen.

Immerhin liegt Grönland in einer Region der Erde, die sich deutlich schneller erwärmt als der Durchschnitt. Die Studie gehört zu einer Reihe von Projekten in deren Rahmen SLF-Wissenschaftler in kalten Regionen auf Basis historischer Daten untersuchen, wie sich die Pflanzenwelt verändert hat, erklärt Rixen: «Ob das Ergebnis tatsächlich mit der Erwärmung der Erde korrespondiert, werden wir genau analysieren.» Die Forscher erhoffen sich Erkenntnisse über die Folgen des Klimawandels auf die Vegetation. (red)

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