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Flexible Beherbergungsformen – Potenzial für innovative Geschäftsideen

Übernachten in einem Weinfass, einem Baumhaus, einem Iglu oder einer umgebauten Seilbahngondel? Den flexiblen Beherbergungsformen sind nahezu keine Grenzen gesetzt.

Fachhochschule
Graubünden
17.05.22 - 11:21 Uhr
Bild Unsplash

An der Fachhochschule Graubünden wird ausgebildet und geforscht. Über 2000 Studierende besuchen Bachelor-, Master- und Weiterbildungsstudiengänge. In diesem Blog geben Studierende, Dozierende und Mitarbeitende Einblicke in den Hochschulalltag und in Themen, welche sie gerade beschäftigen.

von Lena Pescia, Norbert Hörburger und Selina Steiner*

Unterschiedliche Formen der mobilen und semi-stationären Beherbergung finden immer mehr Verbreitung – auch in der Schweiz. Der Kreativität sind dabei nahezu keine Grenzen gesetzt. Die Spannbreite reicht von zeltähnlichen Formen (z.B. Safarizelte, Jurten) über wagenähnliche Formen (z.B. Bauwagen, Busse) bis hin zu hausähnlichen Formen an Land, zu Wasser und in der Luft (z.B. Schlaffässer, Wohnboote, Baumhäuser). Befeuert durch die Tiny-Home-Bewegung sind mittlerweile sogar autarke mobile Beherbergungslösungen (z.B. Alphaus im Val Surses der Firma Uffer) auf dem Markt, welche ein Übernachtungsangebot auch ausserhalb von Plätzen mit festen Installationen (Wasser, Abwasseranbindung und Strom) ermöglichen. Durch die individuelle Ausgestaltung der verschiedenen Unterkünfte in Bezug auf ihren Standort und ihre Ausstattung – manche sind gar massgeschneiderte Einzelstücke – präsentiert sich das Angebot extrem vielfältig und spricht eine (ebenso) grosse Spannbreite an Zielgruppen an. Der gemeinsame Nenner der eher aktiven, naturbezogenen Gäste ist zumeist der Wunsch nach einem neuen, einzigartigen (Unterbringungs-)erlebnis, dass sich vom Standardangebot der Hotels und Ferienwohnungen unterscheidet und eine gewisse Nähe zur Natur bietet. Dies macht neben der Einzigartigkeit der Unterkunft auch den attraktiven, besonderen Standort zu einem zentralen Faktor bei der Angebotsgestaltung.

Flexible Beherbergungsformen boomen und finden bei den Gästen grossen Anklang. Oft sind die Angebote innert kürzester Zeit bzw. für lange Zeit im Voraus ausgebucht. Je einzigartiger und spektakulärer das Angebot ist, desto mehr steigt auch die Zahlungsbereitschaft: So war z.B. die Tiny House Gondel auf dem Piz Nair oberhalb von St. Moritz, trotz Kosten von 450 CHF pro Nacht, rund 10 Stunden nach Aufschalten des Angebots bereits für 3 Monate ausgebucht.

Neben individuellen Anbietern nehmen sich auch immer häufiger grössere (Tourismus-)unternehmen und -organisationen diesem Trend in Angebot und Kommunikation an, z.B. der TCS mit seinen «Glamping»-Angeboten oder Schweiz Tourismus mit der «Million Stars Hotel»-Aktion. On, das Schweizer Laufsportunternehmen, errichtete im Sommer 2019 – hauptsächlich als Marketingmassnahme – eine autarke Berghütte am Lunghinsee über Maloja.

Aus Gastgebersicht erfreut sich der Trend grosser Popularität, das aus verschiedensten Gründen: Diese neuen Formen der Beherbergung liefern hervorragendes, medienwirksames (Bild-)Material für die Kommunikation und bieten das Potenzial zusätzliche Umsatzquellen zu erschliessen sowie flexibler auf Nachfragespitzen zu reagieren. Die geringeren Investitionskosten pro Übernachtungseinheit im Vergleich zur stationären Beherbergung im Hotel oder in Ferienwohnungen legen nahe, dass sich mit diesen neuen Unterbringungsformen ein besseres Kosten-/Ertragsverhältnis erzielen lässt. Somit ergeben sich in diesem Segment viele Chancen für interessante, innovative Geschäftsideen – auch für Neugastgeber.

Um diesen Trend noch besser verstehen und dessen Potenzial im Bündner Tourismus gezielter nutzen und fördern zu können, führt das Institut für Tourismus und Freizeit der Fachhochschule Graubünden derzeit im Auftrag des Amts für Wirtschaft und Tourismus Graubünden eine Grundlagenstudie zum Thema «flexible Beherbergungsformen» durch. Die Grundlagenstudie wird eine Bestandsaufnahme zu den Ausprägungen dieser Beherbergungstypen liefern sowie das touristische Potenzial dieser flexiblen Beherbergungsformen eruieren und die erwarteten Trends und Entwicklungen aufzeigen. Die Ergebnisse werden im Frühsommer 2022 vorliegen.

 

*Lena Pescia und Norbert Hörburger sind Dozierende und Selina Steiner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) an der FH Graubünden.

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