Pferdeschwanz

Wie ich an dieser Stelle schon mal mitgeteilt habe, ist das Tragen einer Langhaarfrisur nicht immer vergnügungssteuerpflichtig. So ist beim Verzehr einer Cervelat unter freiem Himmel in einer Föhnregion wie dem Churer Rheintal vom Langhaarträger unbedingt darauf zu achten, dass bei einer etwas ungünstigen Windrichtung die Haarspitzen nicht ein dezentes Senfaroma annehmen.

Um so etwas vorzubeugen, habe ich mich entschlossen, einen Pferdeschwanz zu tragen. Was leichter gesagt ist als getan. Denn bei mir kommt es da immer zu einer Art Handgemenge von Fingern, Haar und Haargummi, aus dem das Haar, da weiterhin ungebunden, als Sieger hervorgeht. Aber zum Glück gibt es ja YouTube, wo man in sogenannten Tutorials alles Mögliche lernen kann. So auch das Binden eines Pferdeschwanzes. Bestürzt war ich, als ich realisierte, wie viele Leute so etwas anschauen: Das Hair-Tutorial «Der perfekte Pferdeschwanz» von Jenny Define wurde bisher mehr als 72 000 Mal angeklickt. Mir war nicht bewusst, wie viele Menschen offenbar Pferdeschwanzprobleme haben. Ich meine, ständig geht es um den Klimawandel, Flüchtlinge oder Helene Fischer. Doch um Menschen mit ungebändigtem Haar kümmern sich weder «Blick» noch SVP als Anwälte des Wutbürgertums jenseits der Frustrationstoleranz, sondern nur so leicht manische Maitli wie Jenny. Die ich allerdings wieder wegklicken musste, weil ihr Tutorial einen Toupierkamm und Haarspray verlangt, und das würde mich nun völlig überfordern. Fündig wurde ich schliesslich bei einer jungen Dame namens TamTam, ähnlich suuupi gut drauf wie die Jenny, aber mit einem Herz für Dummies wie mich, denn sie zeigt das Binden des Pferdeschwanzes gleich zwei Mal.

Erschöpft zog ich mich nach diesem Ausflug in die Welt der Tutorials in die mir wesentlich vertrautere der Eisenbahnvideos zurück. Ach ja, TamTam meinte übrigens, man könne auf Haarspray durchaus verzichten. Das hörte ich gern! Zur Not kann man die Frisur auch mit Cervelat-Senf fixieren. Den hat man ja eh schon im Haar.