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Cassis

Christian
Ruch
23.09.17 - 10:00 Uhr
KEYSTONE

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Um es kurz zu machen: Mich enttäuscht das Ergebnis der Bundesratswahl. Keine spannenden Meuchelversuche, keine nervenzerfetzenden vier Wahlgänge, offenbar nicht einmal Intrigen in der Nacht der langen Messer, die stattdessen anscheinend nur dazu diente, einer währschaften Bernerplatte Herr zu werden. Wenn schon die Betrachtung des Bundestagswahlkampfs in meinem Heimatland gegen das Betäubungsmittelgesetz verstösst, erwarte ich wenigstens in meinem Gastland es birebitzeli meh Äktschn. Aber nein, zwei Wahlgänge, fertig, und ab zum Apéro. Nur schon dieser Name: Ignazio Cassis. Wo ist denn da die vielbeschworene Italianità? Ich wünsche mir wenn schon einen Tessiner dann einen Antonio Giuseppe Mezzavalle di Santa Maria sopra Verzasca oder so was. Cassis!

Bekanntlich ist Cassis der Name für die schwarze Johannisbeere, auf Italienisch ribes nero. Also müsste der Herr Bundesrat eigentlich Ignazio Ribesnero heissen. Tut er aber nicht. Kommt er also wirklich aus dem italienischen Sprachraum? Vielleicht heisst Ignazio Cassis in Wahrheit Ignaz Cazis und stammt aus dem Domleschg, das ihm aber wahlchancenmässig zu nah an Frau Widmer-Schlumpfs Felsberg lag. Sie, dann hätten wir ja wieder einen Bündner Bundesrat, aber keiner würde es merken. Nicht auszudenken!

Vielleicht ist sogar alles noch viel schlimmer. Erinnern Sie sich, dass es vor Jahren Diskussionen um das sogenannte Cassis-de-Dijon-Prinzip gab? Dabei geht es um die Einfuhr von EU-Produkten. Dazu das Seco: «Die Schweiz hat das vom Europäischen Gerichtshof entwickelte Cassis-de-Dijon-Prinzip autonom eingeführt.» Merken Sie was? Fremde Fötzelrichter denken sich irgendwas aus und schwuppdiwupp haben wir plötzlich ganz autonom (Haha!) einen Bundesrat Cassis! Und so was unterstützt die SVP!? Hat sie Herrn Cassis im Hearing eigentlich nie gefragt, ob er zufällig mal in Burgund gelebt hat? Sie sehen: Ich bin höchst erregt. Und heilfroh, dass mich mein Tranquilizer in Form von weiteren vier Jahren Merkel sicher bald wieder beruhigt.

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