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Expats

Christian
Ruch
09.09.17 - 10:00 Uhr
PIXABAY

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Wenn ausländische Fachkräfte, sogenannte Expatriates oder Expats, von ihren Unternehmen in die Schweiz verbannt werden, klagen sie oft, dass sie bei den Eingeborenen auf eine Mauer der Ablehnung stossen und nur andere Ausländer kennenlernen. Ein echtes Problem! Bekannt wurde der Fall der ostdeutschen Cindy S., die in ihrer Einsamkeit die Abende am Bahnhof Zürich Hardbrücke verbringt, wo sie zusammen mit jungen Männern aus Eritrea den Inhalt des dicken Glases Spreewaldgurken verputzt, das Mutti ihr regelmässig schickt. «Wie gärn däd isch die Gurgn mol fir n gämidlisches Ragglädd in nr rischdisch näddn Schwäizr Familje mitbringn, abr das bläibd wohl äwisch n Dräum», so die hörbar aus Sachsen stammende Cindy S., die in Zürich erstaunlicherweise eine Top-Position als Kommunikations- und PR-Beraterin bekleidet. Wenigstens habe sie in den Jungs aus Eritrea nette Freunde gefunden: «Dass die sö bräoun sin, stärt misch gor nisch, bäi uns dohäim sin ja äuch alle bräoun, wäil do alle AfD wähln.»

Apropos braun: Dass es so gar nicht zwischen Expats und Eidgenossen funken will, liegt oft nur an Missverständnissen. Nehmen wir mal an, der bekanntlich dunkelhäutige CS-Chef Tidjane Thiam lernt einen Heiri Heiniger kennen. Wenn dann Herr Thiam statt Heiniger unglücklicherweise «Hi, Nigger!» versteht, ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich der Banker in der Schweiz nicht so wohlfühlt.  

Was also tun? Ich kann Expats nur raten, Orte aufzusuchen, wo sie automatisch mit Schweizern in Kontakt kommen. Hierzulande gibts ja immer noch viele schnuckelige Zwei-Sterne-Hotels im Retro-Style der frühen 70er-Jahre, wo Sie im Zimmer vergeblich nach der Dusche und dem WC suchen, bis Sie feststellen, dass sie sich total stilecht auf dem Gang befinden. Wenn in diesem Hotel dann gleichzeitig eine Seniorengruppe aus Schüpfheim mit ausgewiesenem Harndrang logiert, kommen Sie vor der meistens geschlossenen WC-Tür zwangsläufig mit Schweizern ins Gespräch. Oder wie Cindy S. sagen würde: «Garondierd!»

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