×

Fremdsprachen

Christian
Ruch
13.05.17 - 10:00 Uhr
PIXABAY

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Der Streit, welche Sprachen in der Primarschule gelernt werden sollen, hat dieses Land bedenklich entzweit. Soll beispielsweise in La Brévine (Neuenburg) zuerst Sursilvan oder Vallader unterrichtet werden? Zum Glück hat die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) nun in einer Nacht-und-Nebel-Aktion einen ebenso radikalen wie genialen Beschluss gefasst: Erste Fremdsprache wird landesweit – Norwegisch!

«Das mag überraschen», so EDK-Präsidentin Silvia Steiner im «10vor10», «aber immerhin sind wir mit Norwegen in der Efta». Zudem habe eine neue Pisa-Studie erstaunlicherweise ergeben, dass Erstklässler im Entlebuch überdurchschnittlich oft den Wunsch hätten, später einmal Ibsens «Wildente» im Original lesen zu können. In den Tessiner Seitentälern träumten dagegen viele Primarschüler von einer Karriere als Walfänger, Lachszüchter oder auf einer Öl-Bohrinsel. «Es ist unser politischer Auftrag, den Kindern das zu ermöglichen», so Steiner.

Ich bin von diesem mutigen Entscheid der EDK wirklich begeistert, muss ich sagen. Norwegisch als irgendwas zwischen Deutsch und Englisch bereitet sehr gut auf Letzteres vor – von «klokka seks» zu «six o’clock» ist es schliesslich nur noch ein kleiner Lernschritt, der auch die wenigen nicht hochbegabten Schüler kaum überfordert. Zudem ist Norwegisch eine leichte und lustige Sprache, die unseren Kindern bestimmt viel Spass machen wird. Das wichtige norwegische Wort für Rolltreppenunfall etwa heisst «rulletrappulykke» und tönt nicht nur nach einem Ikea-Möbelstück mit Rädli dran, sondern so herzig, dass man sich auf einer norwegischen Rolltreppe, die gerade abrupt die Fahrtrichtung ändert, wirklich gern den Hals bricht.

Ach, übrigens: Die fünf Millionen Norweger leisten sich den Luxus von zwei Schriftsprachen. Welche von beiden in der Schweiz eingeführt werden soll, hat die EDK absichtlich offen gelassen – denn es wäre doch wirklich zu schade, wenn wir hierzulande in Sachen Schulfremdsprachen nichts mehr zu diskutieren hätten…

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.