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Ubr ds z vill Riama …

Leonie
Barandun-Alig
08.01.18 - 04:30 Uhr

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Ich muass epa dr Chopf schittla, wenn i gheera, wia d Lit chliini Geefli schiar in da Himal üüf riamant. Chüüm an Schtrich gseet ma uf am Plàtt, aber riama tian sch, àls wia wenn dr Picasso salbar am Waarch gsi waari. De fraagi mi epa, ob ds sab dena Geefli scho nauwis nitzt, wenn sch in d Schual chomant und teechant, schi chenigant àlls in heechschtar Perfekzioo?

De chunnt miar àlbig dia Zit z Si, wàn i salbar as Techtarli gsi bi. Dr Papa isch net gràt eina gsi, wà insch vill griamt het. Au hit nu net. Eigantli het ar nia niit gseit. Ma het àlbig salber miassa ga fraaga, wia imm Dàss odar Ditz pàssi. Au wagara guata Noota het ar de net grooss nauwis gseit. Mi het dàss epa varuggt mega. Wema imm dàss de abar firrghààlta het, het ar de nü gseit: «Nu ga gnààdahüüchla muascht net cho, weischt woll salbar, dàss as racht isch!.» De bin i de mee as eimààl schturnandi drvàgliffa.

Au wenn imm nauwis pàsst het, het ar àlbig nü gseit: «Wowoll, dàscht gwiss racht.» Fartig. Mee hets vum Papa net gga.

Hit heint wiar saggs Gschwischtarti an «Familiachat» uf WhatsApp. Und wenn epar nauwis Guats gmàcht het odar de an Foti dri tuat, de geits net làng und eis vu dischna schribt: «Wowoll, dàscht gwiss racht.» As ischt insch àllna saggs gglii ggànga.

Ds Schpeziella ischt, dàss i hit salbar net dia bi, wà jatz ubartriba riama taati bi da Geefli. Epa seit miina Mà, i sigi z schtrengi. I gibas au zua, i bin net dia, wà jedas Gmusal, wàsch àmààl nauwa gschwint haragsuttlat heint, gràt in dar Schtuba üüfheecht. Wenn nauwis net gràta ischt, prubiari de mee mima Schmunzla z fraaga, ob d Zit valicht achlei knàppi gsi sigi …

Und dàss ma mi de racht varschteit, i reda vum ubartriba Riama und net vum Motiwiara. Dà het de ds Einta niit mim Àndra z tüuwa. Aso hawar eigantli an guata Mittalwag, will ds einta Gschwischtara am àndra au saga tarf, dàss dr gmààlati Hund schiar mee wia as Schwii üsgseet, oni dàss as gràd Traana git uf anar Sita.

As àndars «Phänomen» vur hitiga Zit isch, wenn d Lit nauwis màchant und wissant, dàss as guat ischt, de aber desch naiiva chomant ga fraaga, obs guat sigi … schii wissigant eba net …

Da Geefli chunnt jeda Schtrich griamt wia nü nauwis, aber je greessar sch da chomant, zeicht ma na (valicht au oni z wella), dàss schii àlbig zeerscht fraaga selant, ob de nauwis scho guat sigi. Eba, dia einta màchants vilicht au achlei zum Komplimenti z brcho.

I saga miina àlbig, dàss ma scho saga tarf, wenn ma nauwis guat gmàcht het. Und au, dàs eim apis gfàllt, wà ma salbar z Schtànd prààcht het. Lit, wà eim nauwis niidand, het ma einawagg. Will chenntama ubar ds Wàssar lauffa, chaamti gwiss nu eina ga fraaga, ob ma de z bleed zum Schwimma sigi. Wiar sind abar schiar mee asoo, dàss as insch net pàsst, wenn dàs uf anar Sita schi salbar riamt. «Understatement» geit namli ubar àlls – aber im Negatiiva.

De muass i epa làcha und an miina Papa teecha. Aar, wà schi salbar scho riamt, nu vor as ar schiini Gaarschtasuppa ubarhaupt probiart het. Abar ar weiss jo eba, dàss sch gwiss guati ischt …

As Loob ischt wàrrschinnli àlbig am schennschta, wenn s eerlich gmeint ischt. Und au as Chind gseet und chànn varschtàà, dàss ma an Teil Sàcha guat chànn und an Teil de hàlt au wenigar. Ds sab ischt jo ds normààlschta vur Waalt und nammti an schuppa Chind au achlei dr Arwààrtigsdruck, wema nas au siati. Valicht wari drum tàtsachli wenigar epa mee, wenns um ds Riama mit Ubarschwàng geit. Ich fir mina Teil, bi schpeetar au net àlbig nü griamt cho. I gheera hit nu miina Matheleerar, wàà miar in dr Kanti amààl vor àllna gseit het: «Leonie, ich schätze deinen Effort sehr, aber es gibt Dinge im Leben, die kann man einfach nicht!»

Leonie Barandun-Alig (36) ist verheiratet und Mutter zweier Schulkinder. Sie ist Vizepräsidentin der Walservereinigung Graubünden sowie im Vorstand der Internationalen Vereinigung für Walsertum. Sie kann viele Sachen gut, Komplimente sind trotzdem willkommen.

Wörterliste

riama - loben, rühmen

Geefli - kleine Kinder

am Waarch - am Werk

Techtarli - hier: kleines Mädchen

firrheba - Vorwürfe machen

gnààdahüüchla - Mitleid heischen

schturnandi drvàlaufa - trotzend davonlaufen

Gmusal - Gekritzel

haragsuttlat - hingesudelt

uf anar Sita - hier: beim Gegenüber

schuppa - viele

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