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Lebensrhythmen entschleunigen, um Räume des Glücks zu gewinnen

Giancarlo
Sala
22.05.17 - 05:00 Uhr
PIXABAY

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Der technologische Fortschritt und die erhöhte Lebenserwartung der letzten Jahrzehnte verursachen verheerende und irreversible Risse zwischen den Generationen. In der Geschichte der Menschheit sind wahrscheinlich noch nie derartige, beinahe unüberwindbare «funktionale Barrieren» zwischen den Generationen entstanden. Im Zeitalter der fortgeschrittenen Globalisierung steht eine Vielzahl von hyper-verbundenen und interaktiven Jungen und weniger Jungen mit Tausenden virtuellen Freunden in Online-Netzwerken einer wachsenden Zahl von unfähigen Betagten jenseits der neunzig gegenüber, welche, von einer bebenden Beschleunigung überwältigt, den Anschluss ans Leben verloren haben und deshalb in einem Strudel scheinbarer vegetativer Nutzlosigkeit versinken.

 

Die Geschwindigkeit, mit der ein Lebewesen vom Kindes- ins Greisenalter kommt, ist beeindruckend, während die Welt, die es umgibt, sich unaufhaltsam verändert. Selbst die Familienbande, welche gewöhnlich das Solidaritätsverhältnis zwischen Eltern und Kinder festigten, sind nunmehr entfallen, und man beobachtet eine Art Umkehrung der generationellen Solidarität. Waren es vor mehr als einem halben Jahrhundert vorwiegend die Kinder, welche ihre Eltern im Alter unterstützten, sind es (oder müssten es eigentlich sein?) heute aufgrund des durch das Rentensystem gewährleisteten Wohlstands im Gegenteil die Eltern, die mit ihrem Vermögen die Kinder bei der Realisierung der gemeinsamen existenziellen Projekte unterstützen: Familie, Haus, Freizeit. Auch weil die Jugend von heute nur schwerlich das erreichen kann, was ihre Eltern in den vorhergehenden Jahrzehnten des wirtschaftlichen Aufschwungs, von einer Mentalität des Sparens begünstigt, vollbracht hatten.

 

Die Arbeitswelt ist auch in der Schweiz in stetem Wandel. Eine Vielzahl von Berufen verschwindet (wie die Postämter) und schafft Raum für andere, durch und durch futuristische Berufe, die im Bereich der neuen Technologien entstehen. All das verlangt von den Menschen eine erhöhte berufliche Anpassungsfähigkeit, die gleichzeitig von einer weiterführenden und diversifizierten Bildung unterstützt wird. Alle Altersgruppen sind von den aktuellen Veränderungen betroffen, doch es werden vor allem die neuen Generationen sein, die in der Zukunft einen fortschreitenden und beunruhigenden Zustand der Unsicherheit zu spüren bekommen, während die zunehmend einsamen und vergessenen Alten von Allzweckrobotern betreut werden.

 

Im heutigen Klima der beruflichen Revolution zwingt die Arbeitswelt jeden, Anstrengungen und Gangarten auf sich zu nehmen, die oft an die Grenze der psychischen und körperlichen Erschöpfung führen. Wir leben in einer Welt voller Konkurrenzdenken, die uns in einem gewissen Sinne die Menschlichkeit raubt, welche wir für das Glücklichsein brauchen. Viele Jugendliche halten dem Vergleich mit den Gleichaltrigen nicht stand; die Wiedereingliederung der Überfünfzigjährigen wird zunehmend schwieriger; die älteren Menschen leben, oder besser überleben in den Altersheimen in einem Zustand der Aufgabe, der sie immer zerbrechlicher und randständiger werden lässt …

 

Warum versuchen wir also nicht, uns aus diesem Zustand der offensichtlichen Unzufriedenheit zu befreien und uns dagegen zu wehren, als blosses Humankapital betrachtet zu werden? Wenn wir den Lebensrhythmus bewusst verlangsamen und ihn dadurch menschlich erträglicher werden lassen, wenn wir uns wieder Zeit herausnehmen, die wir verwenden können, um das Zusammenleben der Generationen zu vereinfachen, indem wir aufs Neue menschliche Wärme austauschen, werden wir glücklich überleben, bevor die existenzielle Leere die Oberhand gewinnen kann.

 

Giancarlo Sala ist Dozent für Italienisch an der Kantonsschule und Vorstandsmitglied der Pro Grigioni Italiano.

 

 

Decelerare i ritmi di vita per guadagnare spazi di felicità

 

Di Giancarlo Sala

 

Il progresso tecnologico e l’accresciuta aspettativa di vita degli ultimi decenni stanno creando squarci sociali devastanti e irreversibili tra le generazioni. Probabilmente mai come di questi tempi nella storia dell’umanità si sono venute a creare delle «barriere strumentali», pressoché insormontabili, tra le generazioni. Nell’era della globalizzazione avanzata, una miriade di giovani e meno giovani iperconnessi e interattivi con migliaia di amici virtuali sulle reti online è contrapposta alla crescente moltitudine d’inabilitati anziani oltre la novantina, sconnessi dalla vita, sopraffatti da un’accelerazione convulsa che li fa sprofondare in un vortice di apparente inutilità vegetativa.

 

È impressionante la rapidità con cui un essere umano passa dall’infanzia alla vecchiaia, mentre il mondo che lo circonda continua a cambiare inesorabilmente. Persino i legami familiari che solitamente rinsaldavano i rapporti di solidarietà tra genitori e figli sono ormai venuti meno e si assiste a una sorta di rovesciamento della solidarietà generazionale. Se, infatti, oltre mezzo secolo fa, erano prevalentemente i figli a sostenere i genitori durante la vecchiaia, oggi, grazie ad una rassicurante agiatezza garantita dal sistema pensionistico, sono (o magari dovrebbero essere?) al contrario i genitori con le loro ricchezze a sostenere i figli nella realizzazione dei comuni progetti esistenziali: famiglia, casa, lavoro, tempo libero. Anche perché i giovani di oggi potranno difficilmente raggiungere quello che i loro genitori sono stati in grado di realizzare nei precedenti decenni di boom economico, supportati da una mentalità ancora prevalentemente basata sul risparmio.

 

Il mondo del lavoro continua a cambiare anche in Svizzera. Una gran parte di professioni sta scomparendo (come gli uffici postali), lasciando spazio ad altre professioni del tutto futuristiche, generate in seno alle nuove tecnologie. Tutto ciò richiede agli individui un’accresciuta capacità di riconversione professionale, sostenuta nel contempo da una formazione continua e diversificata. Ogni fascia d’età è toccata dai cambiamenti in atto, ma saranno soprattutto le nuove generazioni a percepire un progressivo e inquietante stato d’insicurezza in futuro, mentre gli anziani sempre più soli e dimenticati, verranno assistiti da robot tuttofare.

 

Nell’odierno clima di rivoluzione professionale, il mondo del lavoro costringe ognuno a sottoporsi a sforzi e ritmi che spesso conducono sull’orlo dell’esaurimento psicofisico. Il mondo in cui viviamo, pieno di competitività e concorrenza, ci priva in un certo senso dell’umanità necessaria per essere felici. Molti giovani non reggono al confronto tra coetanei; il reimpiego degli ultracinquantenni diventa man mano difficoltoso; gli anziani vivono o, meglio, sopravvivono nelle case di riposo in uno stato di abbandono che li rende sempre più fragili ed emarginati…

 

Ma perché non cerchiamo di uscire da questo stato di evidente insoddisfazione e non ci ribelliamo ad essere trattati come semplici risorse umane? Se rallentiamo scientemente i ritmi di vita, rendendoli umanamente più sostenibili, se ritroviamo ritagli di tempo da investire per facilitare la convivenza tra le generazioni, scambiandoci rinnovato calore umano, sopravviveremo felici prima che il vuoto esistenziale possa avere il sopravvento.

Giancarlo Sala è docente ditaliano presso la Scuola cantonale e membro del Consiglio direttivo della Pro Grigioni Italiano.

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