×

Di Deichig

Marietta
Kobald-Walli
01.05.17 - 05:00 Uhr
BILD PIXABAY

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Äsiä sinni, wägä was channi jetz nid eifach nüüd deichä. De konzentriär mi, wiä värrückt, und deichä, jetz deichscht gar nüüd. Aber zäb geid eifach nid. Gliich, was i tuän, deichts. Gaan i dür ds Huus, gsiän i garantiärt no äs paar Zädlä vum Maa, wo ins Büro cheemtend, di bschissnä Sockä vum Soon, wo in dä Wäschchorb gchöörtend und nid drnäbet, oder dass dr Chüälschrank au wider ämal än Butz nötig hätti. Albig deichts! So geids nid, deichi de. Asä geischt obschi und abaus, höckscht di an än hübschä Bomm mid guäter Ussicht und gnüüssischt ds Läbä. Eifach so, ooni äswas z deichä.

Zäb chascht äso deichä! Nüüd ischt. Hofäli hock i da im trochnä Chriis oder Gras, luägä dür di Gägend, chund mr z Sinnd, dass i Hunger hätti und gwüss äs bitschi spiislä sötti. Spiislä ooni deichä geid eifach nid, schliässli muäss i ds Sackmesser zum Späck und Brood au no findä. Guät, ds Iinschoppä geid va sälber, aber au bim Ässä geids nid ooni deichä, zäb weer de no. Heinamal, ischt där Späck guät, äs Stückli Öpfel püässi gwüss au drzuä. Nu, in wells Fächli vam Rucksack hanni där gschoppet? Albig deichts, nüd geid ooni studiärä.

Da chund mr z Sinnd, wa i bim Gwaföör gsin bi, äs ischt än Gwaföörin gsi, heimers au va derigem gchann. I han rä ärzellt, was i alls tüä und wo i ummer nüschli und was i alls läsi und hann duä gmeint, i sii nid gschtudiärti, drum techi de bi Bedarf uf Lüüt mid mee Hindergrund uuswiichä, will sägä uf Gschtudiärti. Zäb sii gwüss nid nötig, hetsch duä gmeint, i wa sövel studiäri und deichi. Druf ab heimer duä beedi gchöörig lachä müässä.

Zrugg under dä Bomm. Warum hocki jetz da? Will i nüüd deichä wetti. Gsiäscht, und scho deichts wirem. Albig diä Deichig, diä Hirnig, wärum chammä diä nid eifach abstellä? Aber hübsch iss scho, äso z höcklä und z luägä, wiä d Wolchä fleugend, d Sunnästraalä schi in dä Tautropfä vum Gras spiäglend, d Immi ummer surrend, d Vögel ob eim in dä Bömm zwitscheränd.

Weer eu jetz das z Sinnd choon, wenn is nid beschribä hätti oder zmindscht luut gädeicht? I glaubä scho. Garantiärt sicher bini sägar. Hätti va dr Hockig under äm Bomm nu no Pünktli gmacht und gschribä, iär alli söllend jetz eifach da höcklä und nüüd deichä, sä bini sicher, dass diä Ziitig mid Iindrück gfüllt weer, und zwar in chürzeschter Ziit. Platzet- und pumpävoll weersch mid Beschriibigä vu däm Plätzli und Gfüül vum Läbä. Nüüd ummer va nüüd studiärä und deichä.

Nu zum sägä, jetz ischt ättä än halb Stund vrgangä und i hann meini gar nüüd gädeicht, bin iingschlafä ab däm Gsümm und Gäzwitscher um mi um under däm Bomm. Derigs ischt herrli, nüüd gädeicht und nüüd gschtudiärt, eifach äs Nuckji gätaan. Aber hofeli bini ärwachet, hanni gsinnet, ou, wiä spaat iss? Härrjessäs, i sötti gwüss hein gä Znacht chochä!

Und scho wider deichts. Was chochi? Sötti vorhär nid no äs paar Meil beantwortä und füüf Telifon ärledigä? Eipitti, äs gid gchein Ruä, das Deichä. Aber ein Troscht hanni: Früäjer oder speeter hescht Ruä, und nid nu ii. So iss hald im Läbä, zmal hescht usgädeicht.

Marietta Kobald-Walli, geboren 1960, lebt in Strahlegg/Fideris. Sie ist Fotografin und Journalistin, Kulturvernetzerin, Ehefrau und Mutter von zwei unterdessen erwachsenen Kindern.

 

Wörtläni

di Deichig – die Denkerei

äsiä – manchmal

deichä – denken

zäb – dieses, das

bschissnä – schmutzigen

gchöörtend – gehören würden

än Butz – hier: eine Reinigung

obschi – aufwärts

abaus – verduften, weggehen

höckscht di – setzt du dich

hofäli – hier: kaum

z Sinnd – in den Sinn

spiislä – etwas Kleines essen

püässi – würde passen

albig – immer

gschoppet – hineingesteckt

derigem – solchem

nüschlä = herumwühlen

techi – täte ich

heimer duä – haben wir danach

Immi – Bienen

Nuckji – Nickerchen

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.