×

Die Sonne ist wieder da

Renata
Giovanoli-Semadeni
27.02.17 - 05:00 Uhr

Das Zusammenleben der Sprachen und Kulturen in Graubünden: Das ist das Thema der Kolumne «Convivenza», die wöchentlich in der «Südostschweiz» und der romanischen Tageszeitung «La Quotidiana» publiziert wird.

Von Renata Giovanoli-Semadeni

«Wie hält ihr es zwei oder drei Monate ohne Sonne aus?», fragen mich die Touristen, wenn ich ihnen im Sommer erzähle, dass unsere schönen Berge in den Wintermonaten die Sonnenstrahlen nicht durchlassen. «Das stimmt», antworte ich, «wir haben keine Sonne, doch der Himmel ist fast immer blau, wir haben selten Nebel, und wenn die Landschaft mit einer Schicht Schnee bedeckt ist, fehlt das Licht nicht.»

Auf eine gewisse Weise denke ich, dass sich unser Biorhythmus nach diesem Phänomen richtet, dass unser Körper eine Ruhezeit braucht, auf diese wartet und einen Nutzen aus ihr zieht. Sicherlich, wir könnten es den Tieren gleichtun, die wahre Meister des Lebens sind. Die Schildkröte beispielsweise frisst im September immer weniger und schläft immer mehr, was bedeutet, dass sie sich auf den Winterschlaf vorbereitet. Die Hühner ziehen sich während der kürzesten Tage bereits um 16.50 Uhr zurück, während sie nach dem Jahreswechsel merken, dass sich die Tage verlängern, und jeden Tag ein paar Minuten länger draussen bleiben. Und die Katze verbringt viel Zeit auf dem Ofen und verlässt das Haus nur, um ihr Geschäftchen zu machen.

Wir Menschen sind eh mit unseren Angelegenheiten beschäftigt. Im Dezember bereiten wir uns auf das Weihnachtsfest vor: Wir backen Guetsli, kaufen und verpacken Geschenke, bringen das Holz zum Heizen ins Haus und geniessen das eine oder andere Skirennen am Fernsehen. Ausserdem können wir viele schöne Spaziergänge machen. Wenn wir 20 oder 30 Minuten lang gehen, können wir Orte auf der rechten Talseite erreichen, an denen das ganze Jahr die Sonne scheint. Schlimm ist die Rückkehr ins Dorf: Die Dunkelheit erscheint viel stärker als beim Start.

Aber auch der Winter hat seine schönen Momente: Besonders gerne beobachte ich aus dem warmen Haus den Schnee, der in grossen Flocken fällt, und die Landschaft mit einer lockeren, weissen Decke einhüllt. Ich stelle mir vor, dass die Natur besser ruhen kann unter der Decke, die vom Himmel fällt. Und für Jugendliche bieten Schnee und Eis unzählige Gelegenheiten, Sport zu treiben und wertvolle Zeit im Freien zu verbringen.

Der Winter ist auch der beste Zeitpunkt um Pläne zu schmieden und von allen schönen Aktivitäten zu träumen, die wir im Frühling und Sommer auszuüben gedenken. Manche organisieren kürzere oder längere Reisen, andere blättern im Katalog mit dem Saatgut für Gemüse oder bunte Blumen, das sie im Gewächshaus säen werden, und sie malen sich bereits aus, wohin sie die Blumen stellen werden, auf das Fenstersims oder vor der gut geschützten Fassade eines Stalls.

Wenn die Sonne in unsere Häuser zurückkehrt, ist es ein Fest. Ihr Licht lässt etwas in unserem Herzen explodieren, und das wirkliche Leben beginnt von Neuem. In Stampa, im unteren Teil des Dorfes, wo die Sonne ganze drei Monate nicht scheint, backen einige Frauen einen Kuchen und laden zur Feier die Nachbarn ein.

Die einzelnen Bergspitzen haben einen grossen Einfluss auf das Datum, an dem die Sonne in die verschiedenen Winkel der Dörfer zurückkehrt. An den ersten Tagen kommt es oft vor, dass die Sonne einige Minuten lang das Haus erleuchtet, um dann einen Moment zu verschwinden und auf der anderen Seite einer kleinen Spitze wieder zu erscheinen. Aber schliesslich wissen wir nun, dass sie wieder da ist, und dass sowohl die Dauer wie auch die Intensität des Lichts Tag für Tag zunehmen werden.

Renata Giovanoli-Semadeni ist Mutter zweier erwachsener Kinder und lebt in Vicosoprano, wo sie geboren und aufgewachsen ist. Sie gehört zum Redaktionsteam des «Almanacco del Grigioni Italiano» und macht auf Anfrage Führungen durch ihr Dorf und im Talmuseum.

 

È tornato il sole

Di Renata Giovanoli-Semadeni

«Come fate a resistere due o tre mesi senza il sole?», mi chiedono i turisti quando in estate racconto loro che le nostre belle montagne nei mesi invernali non lasciano passare i suoi raggi. «È vero», rispondo, «siamo senza sole, ma il cielo è quasi sempre blu, abbiamo raramente la nebbia e se un manto di neve copre il paesaggio, la luce non manca.»

In un certo senso credo che il nostro ritmo biologico sia regolato su questo fenomeno, che il nostro corpo richieda, aspetti e tragga vantaggio da un periodo di quiete. Certo, potremmo fare come gli animali che sono veri maestri di vita. La nostra tartaruga in settembre mangia sempre meno e dorme sempre di più, segnalandoci che si sta preparando per il letargo. Le galline durante le giornate più brevi si ritirano già alle 16:50, mentre dopo il cambio dell’anno, si rendono conto che le giornate si allungano e rimangono fuori tutti i giorni alcuni minuti in più. Il gatto poi, passa ore e ore sulla stufa ed esce solo per fare i suoi bisognini.

Noi umani abbiamo comunque le nostre faccende che ci tengono occupati. In dicembre facciamo i preparativi per la festa di Natale: cuociamo i biscotti, comperiamo e incartiamo i regali, portiamo in casa la legna per riscaldare e ci godiamo qualche gara di sci alla televisione. E poi possiamo goderci tante belle passeggiate. Camminando venti o trenta minuti, possiamo raggiungere le località sul versante destro della valle, dove il sole splende tutto l’anno. Il peggio è poi tornare in basso: l’ombra sembra molto più buia di quando si è partiti!

Però anche l’inverno ha i suoi momenti belli: mi piace in modo particolare stare nella casa calda ad osservare la neve che cade a larghe falde e copre il paesaggio con una coltre soffice e bianca. M’immagino che la natura riesca a riposare meglio, sotto la coperta caduta dal cielo. Per i ragazzi poi, la neve e il ghiaccio offrono innumerevoli opportunità di fare sport e passare preziose ore all’aria aperta.

L’inverno è anche il momento migliore per fare progetti e sognare tutte le belle attività che intendiamo svolgere in primavera e in estate. C’è chi organizza viaggi più o meno lunghi, chi sfoglia il catalogo con le sementi di verdura e di fiori colorati, che seminerà nella serra, e già s’immagina dove li sistemerà sul davanzale o sulla facciata ben riparata di una stalla.

Quando il sole ritorna nelle nostre case, è una festa. La sua luce fa esplodere qualcosa nel nostro cuore e la vera vita ricomincia. A Stampa, nella parte bassa del villaggio, dove il sole manca per ben tre mesi, ci sono alcune donne che preparano una torta e invitano i vicini a festeggiare.

Le singole cime hanno una grande influenza sulla data in cui il sole ritorna nei diversi angoli dei villaggi. Nei primi giorni capita spesso che il sole illumini per alcuni minuti la casa, per poi sparire un momento e rispuntare dall’altra parte di una piccola cima. Ma ormai sappiamo che è tornato e che, di giorno in giorno, la durata e l’intensità della sua luce aumenteranno.

Renata Giovanoli-Semadeni è madre di due figli adulti e vive a Vicosoprano, dove è nata e cresciuta. È una delle Redattrici dell’«Almanacco del Grigioni Italiano» e su richiesta accompagna i turisti nel suo villaggio e nel museo vallerano.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.