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Störfaktoren

28.01.21 - 04:30 Uhr

Im Blog «Anpfiff» berichten Journalistinnen und Journalisten jede zweite Woche aus der Südostschweiz-Sportredaktion.

Oh, sorry! Das war meine Geschirrspülmaschine. Am besten, wir fangen nochmals an», sagte ich leicht peinlich berührt letzthin im Homeoffice vor meinem Laptop. Andres Ambühl unterschrieb vor weniger als zwei Wochen einen neuen Zweijahresvertrag beim HC Davos. Der langjährige Captain des Rekordmeisters und Davoser Identifikationsfigur hängt also nochmals zwei Saisons an, seine 17. und 18. in Blau-Gelb. Die Meldung kam nicht überraschend und trotzdem war ich ein wenig erstaunt. So rief ich aus meinem Homeoffice in Chur ins Sertig an, überwand mehrere Kilometer und Kurven binnen Sekunden, Klicks, Bits und Bytes, um mit dem 37-jährigen Routinier über seine Zukunft beim HCD zu sprechen. Er sei auch gerade zu Hause, meinte der gebürtige Davoser, und nehme sich deshalb gerne kurz Zeit, um meine Fragen zu beantworten.

Ich hatte mein temporäres Büro am Küchentisch zwischen Kaffeetasse, Blumenbouquet und einem Stapel Sudokus soweit eingerichtet, dass ich die brennendste Frage sogleich vorausschicken konnte. Ob er denn noch nicht müde sei nach 20 Jahren Profieishockey. Kurz darauf grätschte ein nervig hohes Piepen in seine Antwort und unterbrach unseren soeben aufgenommenen Gesprächsfaden. Da meldete sich tatsächlich meine Geschirrspülmaschine. Unüberhörbar. Piiiep. Spülgang abgeschlossen. Piiiep. Abrupt fiel ich dem Befragten ins Wort und teilte ihm mit, dass mein Geschirr soeben sauber gespült worden ist. Am anderen Ende ein Lachen – ich musste mitlachen. Was für ein Störfaktor! Willkommen in der neuen Homeoffice-Realität. Ein Störfaktor, der mir im Redaktionsbüro mit hundertprozentiger Sicherheit nicht in die Quere gekommen wäre. Wie auch. «Am besten, wir fangen nochmals an», sagte ich.

Geschirrspülmaschinen können nicht nur fleissige Helfer, sondern auch Störfaktoren sein. Wer hätte das gedacht? Drei Tage später ein weiteres Interview, wieder per Telefon, wieder während des Gesprächs ein klirrender Ton, kein angenehm melodiöser, sondern penetrant und laut. Diesmal war es die Türklingel. Stimmt, das hätte ich eigentlich wissen müssen, hatte ich den Termin doch vorgestern noch selber telefonisch bestätigt. Die Tür zum Küchenbalkon musste ersetzt werden, bloss der Zeitpunkt hätte nicht ungünstiger sein können. «Kurzer Augenblick, ich muss nur schnell die Tür öffnen. Es kommen gerade Monteure», unterbrach ich meine Gesprächspartnerin und entschuldigte mich für einige Sekunden. Die Verwirrung war ihr ins Gesicht geschrieben, und obschon aus den wenigen Sekunden bestimmt eine Minute wurde, konnte ich letztlich auch diese Sache bereinigen. Ein bisschen unangenehm war es mir aber schon. Hätte ich noch alles auf Video, könnte ich diese beiden Momente wohl guten Gewissens mit dem Hashtag #homeofficefails versehen. Darunter findet sich im Internet eine Sammlung unzähliger, mehr oder weniger peinlicher Videos aus dem Homeoffice-Alltag. Solche Zwischenfälle gehören wohl zur Akklimatisierung ins Homeoffice dazu, trotzdem versuche ich seit meinen Anfangsschwierigkeiten, potenzielle Störfaktoren frühzeitig zu erkennen, denn da gibt es so einige. Auch wenn es nur in der kleinen Küche ist.

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