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Sprödes Althaar

Christian
Ruch
25.03.17 - 15:02 Uhr
MARCO HARTMANN
MARCO HARTMANN

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Seit ich lange Haare habe, ist das Leben wider Erwarten nicht einfacher, sondern komplizierter. Auch für meine Coiffeuse, die immer etwas ratlos ist, weil sie nicht mehr das machen darf, was eigentlich ihre Berufung wäre: des Mannes Haarpracht so zu stutzen, dass das Resultat sichtbar ihr Gewerbe rechtfertigt. Immerhin gibt sie mir wertvolle Tipps. So zum Beispiel, dass es sich beim Haar am Ansatz um sogenanntes Althaar handelt, dessen Spröde spezieller Pflege bedarf. Dafür habe ich jetzt einen «restrukturierenden 2-Phasen-Proteinspray» fürs «handtuchtrockene Haar». Leider weiss ich nicht, was «handtuchtrocken» meint, denn bei mir ist das Handtuch nach dem Trockenrubbeln immer feucht. Immerhin steht auf dem Spray gross «La Biosthetique Paris», was ich total stylish finde. Dass man nicht ganz so gross auch die Worte «Made in Germany» und «Pforzheim» entdeckt, hat mich dagegen leicht irritiert.

 

Meine Liebste hat, obwohl auch mit langem Haar gesegnet, keinen 2-Phasen-Proteinspray. Sie sagt, sowas brauche sie nicht, wobei ich den Verdacht hege, dass sich dahinter ein bisschen Neid verbirgt. Wie auf meine fast identische Haarlänge generell. Und darauf, dass ich trotzdem nie zu so einem merkwürdigen Streckeisen greifen muss, um immer dann, wenn wir weg wollen, «Damminomol!», urplötzlich auftretende Locken zu zähmen. Dafür bekomme ich jetzt zu hören, dass ich haare, was mich an den Ungarischen Hirtenhund einer Bekannten erinnert, dessen geschorenes Fell man sogar verspinnen konnte. Und der einmal in eine offene Ovomaltine-Büchse geniest hat, sodass der eigentlich schneeweisse Hund plötzlich einen braunen Kopf hatte. Dass ich haare, ist aber wirklich ein Problem, vor allem beim Essen. Zuerst hatte ich unhygienisches Restaurantpersonal in Verdacht, seit das Phänomen aber auch zu Hause auftritt, muss ich mich damit abfinden, dass sprödes Althaar offenbar bevorzugt warme Mahlzeiten als letzte Ruhestätte wählt. Naja, lieber Haare im Teller als auf den Zähnen, finden Sie nicht auch? 

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