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Messbecher vermisst

Christian
Ruch
11.03.17 - 16:11 Uhr
BILD Pixabay
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In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Heute muss ich Sie leider mit der Frage belästigen, ob Sie zufällig eine Idee haben, wo unser Küchenmessbecher sein könnte. Den vermissen wir nämlich. Bei Socken ist man das ja gewöhnt, schliesslich haben viele Waschmaschinen ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum, durch das einzelne Socken zu einem fernen Planeten weggebeamt und von dessen Bewohnern verspeist werden, weil sie das rezente Aroma so lieben.

 

Wissen Sie, ich hab ja schon vieles verloren: Kappen, Schirme, an Graubünden und eine Bündnerin sogar mein Herz – aber noch nie einen Messbecher. Dass das jetzt passiert, ist schon irgendwie bezeichnend: Maienfeld verliert gerade das Heidi an einen Judihüpf-Park am Flumserberg und Graubünden sucht nach dem Verlust der Olympia-Illusion ebenso ratlos Zukunftsperspektiven wie ich unseren Messbecher.

 

Apropos: Besagte Bündnerin an meiner Seite hat die Messbechermisere, raffiniert wie Frauen sind, gleich pädagogisch genutzt: Würde ich endlich mal mein Büro aufräumen, meinte sie, käme sicher auch der Messbecher zum Vorschein. Nachdenklich betrachtete ich die Hochgebirgslandschaft aus Büchern und diversen Papierstapeln. Und kam zum Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit, unter diesem Massiv auf den Messbecher zu stossen, so gering ist, dass sich das Aufräumen noch nicht lohnt. Handkehrum wäre die Suche ein gutes Training für Ostern, zumal ich als Kochkursabsolvent den Messbecher wirklich dringend brauche. Wenn nämlich Betty Bossi, der ich so devot gehorche wie sonst keiner Frau, zwei Deziliter sagt, nehme ich genau zwei Deziliter, und nicht wie Kochprofis alles Handgelenk mal Pi.

 

So setzte ich mich traurig und völlig frustriert aufs Sofa. Da kam im Fernsehen, dass die CIA durch eben jenen irgendwie in unsere Wohnung schauen kann. Vielleicht weiss ja die CIA, wo unser Messbecher ist, dachte ich. Dann kamen auch noch Erdogan und Trump. Wissen Sie, was ich dann dachte? Wie unbedeutend ist doch so ein Verlust, wenn man gleichzeitig den Glauben an die Menschheit verliert…

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