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Trotzt der Samichlaus dem Coronavirus?

Am 6. Dezember ist es wieder soweit - der Samichlaus-Tag. Dieses Jahr sorgt die Coronakrise jedoch für einige Anpassungen rund um das Brauchtum.

Anna
Panier
02.11.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Jedes Jahr am 6. Dezember besuchen der Samichlaus und der Schmutzli die Kinder.
Jedes Jahr am 6. Dezember besuchen der Samichlaus und der Schmutzli die Kinder.
MANUELA REICHMUTH-SCHMUCKI

Nur noch gut einen Monat, dann ist es wieder soweit: Der Mann im roten Gewand sorgt zusammen mit seinem Gehilfen dem Schmutzli wieder für leuchtende, wenn auch nervöse Kinderaugen. Im Rahmen des am 6. Dezember stattfindenden Samichlaus-Brauchs erhalten die Kinder Gaben und werden für ihre Taten des Jahres gelobt sowie gemahnt.

Brauch soll bestehen bleiben

In vielen Gemeinden und Dörfern ist es Tradition, dass die Samichläuse und Schmutzlis die Familien zu Hause besuchen. So handhabte es auch der Samichlaus-Verein Landquart bisher. Er führte Hausbesuche in der Bündner Herrschaft, Igis, Landquart, Maienfeld, Malans, Zizers und dem Vorderprättigau (Schiers) durch. Nun ist aber klar, dass dieses Jahr wegen Corona alles ein wenig anders abläuft.

Sven Zimmermann, Materialwart und Zuständiger für die Öffentlichkeitsarbeit des Samichlaus-Vereins Landquart, erklärt: «Wir haben uns sehr intensiv mit der aktuellen Situation betreffend Coronavirus und Hausbesuche befasst.» Der Verein sei zum Entschluss gekommen, dass der Gang zu den Familien zu gefährlich sei. «Nicht zuletzt auch, weil wir nicht wollen, dass es heisst, der Samichlaus hat den Virus zu den Familien gebracht.»

Ganz auf den Brauch verzichten möchte der Verein jedoch nicht. Im Gegenteil, den Kindern und Familien eine Freude zu bereiten, sei wichtig. «Die Familien buchen wie immer einen Samichlaus. Wir stellen uns dann aber an einem geschützten Ort im Freien auf und die einzelnen Familien können uns dort in vorgegebenen Zeitspannen beispielsweise von 17 bis 17.20 Uhr besuchen.» Durch das Buchungssystem hätte der Verein automatisch die Kontaktdaten erfasst. «Wir wissen so, welche Familie sich zu welchem Zeitpunkt bei welchem Samichlaus aufhält.»

Unsicherheit bei den Familien

Anpassungen wegen der aktuellen Lage gibt es auch bei den Vorbereitungen, wie Zimmermann erklärt. «Beim Bartzupfen zum Beispiel. Unsere Bärte werden aus Wollzotteln hergestellt. Die Personen, die das normalerweise machen, müssen nun auch den Abstand einhalten.» Ausserdem sei die aktuelle Situation auch bei den Nachfragen bemerkbar. «Im Moment ist es wirklich ein gespanntes Abwarten. Normalerweise haben wir um diese Zeit schon einige Reservationen», sagt Zimmermann.

Aktuell belaufe sich die Zahl der Reservationen lediglich auf eine Handvoll Familien. Die seien aber sowieso Stammkunden und würden sich jedes Jahr genug früh um einen Samichlaus bemühen. Grund für das rückhaltende Interesse könnte die Unsicherheit sein. «Viele Personen wissen nicht genau, wie es ablaufen wird. Wir wollen aber weiterhelfen und erklären, dass wir das Brauchtum zum jetzigen Zeitpunkt gut durchführen können.» Zimmerman geht zudem davon aus, dass sich noch mehr Familien melden, sobald im Amts- und Pfarreiblatt eine entsprechende Meldung publiziert wird.

Die Entscheidung, den Traditionsanlass durchzuführen, sei zwar aufgrund der immer wieder veränderten Lage nicht in Stein gemeisselt, aber der Samichlaus-Verein Landquart hoffe das Beste. «Wir wollen das Brauchtum durchführen und suchen immer Mittel und Wege dafür.»

Ein leides Thema für die Samichlaus-Tradition ... 

Ähnlich sieht die Situation bei der Katholischen Arbeiternehmer-Bewegung Chur (KAB) aus. Für den Verein, der unter anderem auch den Samichlaus-Brauch durchführt, stehen aktuell die Schutzmassnahmen im Vordergrund. «Corona ist ein leides Thema. Aber wir erarbeiten ein Schutzkonzept für die Mitglieder und regeln auch, wie wir die Besuche bei den Familien und in Altersheimen durchführen können», erklärt Marco Tomaschett, Präsident der KAB Chur, und fügt an: «Wir sind aber auch dazu bereit, die Entscheidungen der Gemeinden, des Kantons, sowie des Bundes anzunehmen und umzusetzen.»

... und für die ganze Stimmung

Die Auswirkungen des Virus machen sich bei der KAB aber auch noch in einem ganz anderen Bereich bemerkbar. «Durch die ganzen Auflagen von Kanton und Bund gibt es viele Personen, die zur Risikogruppe gehören und nicht bereit, sich dieses Jahr als ‹Chlaus› oder ‹Schmutzli› zur Verfügung zu stellen. Diese Entscheidung akzeptieren wir selbstverständlich.» Die KAB versuche nun mit den Mitgliedern, die mitmachen wollen, den Brauch auch dieses Jahr durchzuführen.

Und auch wenn diese Hürden gemeistert werden könnten, gebe es für Tomaschett noch eine ganz andere Herausforderung: «Die Stimmung und die Geselligkeit sowie das Miteinander sind leidtragend unter der Corona-Situation», so Tomaschett.

Anna Panier arbeitet als Redaktorin bei Online/Zeitung. Sie absolvierte ein Praktikum in der Medienfamilie Südostschweiz und studiert aktuell Multimedia Production im Bachelor an der Fachhochschule Graubünden in Chur.

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